Wir haben gewonnen. Wir haben 7:0 gewonnen. So weit so gut! Zufriedenheit kam nicht auf. Das lag an uns und am Gegner. Eigentlich sogar mehr am Gegner. Denn im sozialen Umfeld dieser Mannschaft wurde gestern und vorgestern Geburtstag gefeiert. Ich hatte ohnehin den Eindruck, dass die Borsigwaldianer auch so schon mal feiern. Einfach so!
Was das mit dem Spiel zu tun hat? Wenn der Headcoach wie man heute neudeutsch sagt, an beiden Feiern teilnimmt, wenn er auf beiden Feiern sich sehr wohlfühlt und sich das durch nicht unerheblichen Alkoholkonsum ausdrückt, wäre alles nicht so schlimm. Wenn er aber auch Spielerpässe und die Bälle hat, zudem am Sonntag um 10:00 Uhr noch seinen Rausch ausschläft sind auch wir betroffen.
So war der Gegner ansonsten also bis auf die blütenweißen Trikots unterausgestattet. Personell wie auch so... Wir waren auf Grund der bekannten Personalnöte mit neuen, alten Bekannten unterwegs. Bodo, Arne und Peter S. ergänzten uns. Amer hat seine Rippenprellung überwunden, wird uns bis Ende des Monats von Spanien aus beobachten.
Irgendwann fiel der Ball über einen Zaun. Durch das Dickicht des Zaunes sahen wir eine alte Trasse der Eisenbahn. Vielleicht eine Probe- oder Versorgungsstrecke der Borsigwerke, dessen ehemaliges Werksgelände dem Sportplatz gegenüberliegt. Die Borsigwerke begründeten mit den Siemens-Halske-Werken den Ruf Berlins als Stadt der Elektroindustrie. Hunderttausende von Berlinern und Brandenburgern hatten mal hier ihren Arbeitsplatz.
August Borsig gründete am 20. Dezember 1836 in Berlin-Tempelhof eine Eisengießerei in unmittelbarer Nähe zum gerade im Bau befindlichen Bahnhof der Berlin-Potsdamer Eisenbahn. Für diese werden schon 1839 die ersten Lokreparaturen ausgeführt, nach eigenen Plänen fertigt Borsig ab 1841 die ersten eigenen Lokomotiven. Schon 1875 galt Borsig neben Baldwin in den USA zu den größten Lokomotivfabriken der Welt. Im Herbst 1898 nahmen die Borsigwerke nach dem Umzug von Moabit den Betrieb in Tegel auf. Borsig war auch immer Waffenschmiede. Im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg. 1943 arbeiten auf dem Gelände 12600 deutsche Arbeitskräfte und 5600 nach Deutschland verschleppte ZwangsarbeiterInnen. Unter diesen ca. 18000 Beschäftigten gab es ca. 30 Mann, vorwiegend aus der Baukolonne, die den Nazis im Betrieb Widerstand leisteten - die "Borsig-Gruppe" des "Mannhart-Kreises". Er flog im November 1943 wahrscheinlich durch einen Spitzel auf, und wurde nach und nach durch die GESTAPO aufgerollt. Gegen die Borsig-Arbeiter gab es eine ganze Prozeß-Serie. Mindestens 18 Menschen, darunter einige Ausländer, wurden angeklagt. Mindestens acht von ihnen verloren ihr Leben.
Wer mehr über diesen Stadtteil wissen will, kann am 1.4.2006 und am 23.04.2006 an einer Stadtführung teilnehmen (Borsigwalde-Arbeiteridyll und Waffenschmiede, Tel.: 92094409, info@berlin-industriekultur.de), Treff: U-Bhf. Borsigwerke/Ausgang Borsigtor, 14:00 Uhr.
Tore: 0:1 Bodo, 0:2 Bodo, 0:3 Martin, 0:4 Manne Z., 0:5 Amer, 0:6 Peter S., 0:7 Bodo
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1 Kommentar:
Drei Punkte, sieben Tore und deinen aufklärenden Beitrag -mehr konnte man nun wirklich nicht mitnehmen an diesem frühen Sonntagmorgen. Montag in acht Tagen wird's dann hoffentlich wieder ein richtiges Fussball-Spiel.
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