5. Dezember 2006

Karsten vergib uns

Unser Torwart Karsten steht kurz vor seiner Operation und wir können Ihm heute leider keinen Motivations-
schub in Form eines Heimsieges seiner Mannschaft mit auf den Weg geben, damit Seine Genesung auch aus psycho-
somatischer Sicht untermauert schnell und positiv verläuft, denn gegen Buch haben wir im wahrscheinlich bisher schlechtesten Spiel der Saison 2:4 verloren. Und zwar verdient ! Karsten, bitte vergib uns.

Dies lag aber eindeutig nicht an Karstens Vertretung Pete, der wirklich wieder gut gehalten hat und uns vor einer noch höheren Niederlage bewart hat. Auf unserer Seite war er bester Mann auf dem Platz – mit Abstand. Leider gab es auf der anderen Seite auch einen sehr guten Torwart, der einen großen Anteil daran hatte dass Buch die 3 Punkte mit nach Hause nehmen kann.

Dabei begann alles so gut. Gleich in der Anfangsphase haben wir Druck gemacht und konzentriert nach vorne gespielt. Buch war wohl noch nicht ganz in Wilmersdorf angekommen. In den ersten 5 Minuten haben wir problemlos das Heft in der Hand gehabt und Buch wirkte etwas phlegmatisch. Die anfängliche Überlegenheit führte dann auch schon in der 4. Minute zum 1:0. Eine wirklich sehr schöne Ballstafette über 4 Stationen mit direktem Spiel wurde eiskalt von Eljay auf der rechten Seite mit einem harten Schuss aus mittlerer Distanz ins lange Eck zum Abschluss gebracht.

Durch den frühen Treffer aufgeweckt, spielte Buch dann aber wesentlich konzentrierter. Das Spiel verlief bis zur 15 Minute relativ ausgeglichen, wobei sich Buch immer wieder mal die eine oder andere Torchance erarbeitete. In der 15 Minute war es wieder so weit. Auf halb links konnte sich ein Angreifer von Buch bis in unseren Strafraum hinein durchsetzen, ohne das dadurch schon akute Torgefahr entstand. Durch gutes Doppeln in dieser Situation war immer noch ein Gegenspieler zwischen dem Angreifer und dem BSC-Tor. Dennoch ist uns hier ein Fehler unterlaufen. Fast noch an der Strafraumgrenze wurde dieser Angreifer von hinten gefoult, was nicht notwendig war. Zunächst entschied der Schiedsrichter auf Freistoß bis er merkte dass der Punkt des Geschehens schon im Strafraum war. Folgerichtige und vertretbare Entscheidung – Elfer. Pete hatte bei dem scharfen flachen Schuss ins rechte Eck keine Chance. Mit diesem Ausgleichstreffer wandelte sich das Spiel plötzlich vollkommen und die restlichen 45 Minuten war Buch überlegen. Es ist dann in der 20. Minute durch einen gelungenen Konter auch schnell das 1:2 gefallen. Wir versuchten nämlich nach dem Ausgleich weiterhin offensiv zu spielen und wieder in Führung zu gehen.

Das erwies sich aber als taktischer Fehler, denn einerseits Stand Buch stabil und abgeklärt in der Abwehr und wir konnten irgendwie nicht genügend Kreativität entwickeln, um gute Torchancen heraus- zuarbeiten. Außerdem setzte Buch in diesem Offensivdrang unsererseits immer wieder gute Konter, die dann auch mit dem 1:2 und 1:3 belohnt wurden. Buch hat sehr stark gekontert und wahnsinnig schnell von Abwehr auf Angriff umgeschaltet. Die eiskalte Dusche in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit versetzte uns in einen mittleren Schockzustand. Dennoch gelang uns doch noch eine Großchance kurz vor der Pause, die zuerst Marco und dann Manni direkt vorm Tor kläglich vergeben haben. Wenn hier das 2:3 gefallen wäre, wer weiß wie die 2. Halbzeit dann verlaufen wäre. Aber mit diesem Spielstand zur Pause war quasi schon eine Vorentscheidung gefallen. Dies sah auch Dicki so und gab in der Pausenbesprechung seine Einschätzung ab. Nur mit mindestens 25% Leistungssteigerung ist hier noch max. 1 Punkt drin.

In der zweiten Halbzeit stand Buch hinten drin und hat noch extremer auf Konter gespielt. Wir haben es auch in der zweiten Halbzeit nicht geschafft die gute Abwehr von Buch genügend unter Druck zu setzen um gute Torchance herauszuspielen. Zwar hat jeder versucht sich noch einmal zu steigern, aber die Qualität des Zusammenspiels wurde nicht besser. Lange Pässe nach vorne sind versandet, weil sich im Sturm niemand freilaufen konnte. Überlegtes Aufbauspiel führte die Angriffe auch nur bis kurz hinter die Mittellinie und nicht weiter, weil uns nichts sinniges eingefallen ist um die Bucher mehr aus Ihrer Abwehr herauszulocken.

Dies führte dann immer wieder dazu dass wir massiv mit 5 bis 6 Spielern versuchten in die Hälfte von Buch einzudringen. Dabei war unsere Verteidigung dann so aufgelöst, dass Buch wieder und wieder Konter fahren konnte. Das Gegentor erzielte Buch dann aber noch nicht mal aus einem Konter heraus, sondern aus einem normalen Angriff. Ein verdeckter scharfer Schuss von halb rechts. Das war’s endgültig. 1:4 kurz vor der 50. Minute und die Luft war vollends raus. Es gab zwar in der 55. Minute noch einen Handelmeter für uns, so dass wir noch auf 2:4 verkürzen konnten. Aber selbst dieses Tor war nicht verdient, denn es war kein berechtigter Elfmeter. Absichtliche Hand oder Hand zum Ball konnte ich nicht erkennen. Vielmehr war es angeschossene Schulter und eher eine Konzessionsentscheidung vom Schiri wegen des Elfmeters gegen uns in der ersten Halbzeit.

Zu diesem Spiel fällt mir nichts weiter ein als die obige sachliche, wahre und nüchterne Schilderung des Ablaufs. Zum Gedichte Schreiben bin ich heute nach der Niederlage leider nicht aufgelegt. Wir sind mit der falschen Taktik ins Spiel gegangen, weil wir glaubten hier wieder einen Gegner zu haben, der mit dem 9. Tabellenplatz nichts weiter ist als ein Punktelieferant. Gegen den wir wieder was für unser Torverhältnis tun können usw. Weit gefehlt. Die 7er scheint momentan besser beraten zu sein zuerst die Defensive abzusichern, um dann aus einer gesicherten Defensive den Erfolg zu suchen. Immer wenn wir uns zu offensiv präsentieren droht Gefahr. Diese Chance hat Buch heute gegen uns professionell genutzt. Konterspiel gegen uns: Zensur 1 für Buch um auf Noten zu sprechen zu kommen.
Ja, die volle Härte muss heute raus, also:

Pete 2- (hielt was zu halten war – hielt darüber hinaus aber keine Unhaltbaren)
Manni 3- (konnte heute nicht so gut aufbauen wie sonst)
Frank B. 4 (wirkte lustlos – kann wesentlich mehr)
Schimmi 4+ (kann auch mehr – keine Schüsse von ihm wie gewohnt)
Eljay 3+ (bester Feldspieler beim BSC, da er immer wieder versuchte zu powern)
Schwabenklaus 4+ (konnte mit seiner sonst so nützlichen brachialen und kräftigen Spielweise heute auch keine Akzente setzen)
Stefan 3- (konnte sich auch nicht gegen die gute Abwehr durchsetzen)
Marco 4- (Spiel ging völlig an ihm vorbei – konnte sich überhaupt nicht in Szene setzen)
Hans Sch. 3- (fand nicht zu seiner üblichen Kreativität im Mittelfeld)

Die anderen Mannschaften in der oberen Tabellenhälfte unserer Gruppe und damit unsere bisherigen Mitkonkurrenten, haben es uns in dieser Woche vorgemacht und sind uns offensichtlich zur Zeit 1 bis 3 Schritte voraus. Trakya 9:0 gewonnen; Oranke 17:1 gewonnen. Eichkamp 5:3 gewonnen, Anadoluspor 6:3 gewonnen. Wir müssen uns nun erst einmal stabilisieren und das Ziel neu definieren.

Wenn ich an Karlshorst denke, entwickle ich nun gemischte Gefühle nach so einem faden Spiel wie heute. Irgendwie hat heute das Salz in der Suppe bei uns gefehlt. Ich kann mir noch nicht mal erklären wie dieses schwache Spiel unsererseits möglich war, nachdem die letzten Spiele eigentlich ganz ordentlich ausgesehen haben.
Mein Brainstorming zur Spielanalyse gibt folgendes her: ausgelaugt, schlechtes Wetter, Leichtsinnigkeit, Hacki, Hartmut, in-Gedanken-schon-bei-Barcelona-Bremen, Pech, einfach-ein-Schlechter-Tag, Verkettung-unglichlicher-Umstände, Naivität.
Auswertung des Brainstorming: Hacki
Er hat heute einfach gefehlt. Ich bin mir sicher, das ist es. An Ihn `gute Besserung´ in Bezug auf seine muskulären Probleme !

FÜR MARCO

2 Kommentare:

Eljay hat gesagt…

Marco, ganz einwandfrei analysiert. Und richtig: wir müssen uns auf das besinnen was uns stark gemacht hat, d.h. als allererstes: keine Experimente hinten. Wenn alles schön kompakt geschnürt ist, dann fängt auch unser Motor = Mittelfeld irgendwann an zu surren. Und daß da sehr wohl genügend kreatives Potential ist, wird wohl niemand bestreiten. Aber groß Druck aufbauen ist unsere Sache nicht, von Brechstange mal ganz ab.
Zwei kleine Korrekturen noch: wenn mich meine Erinnerung nicht vollkommen täuscht, war die angesprochene Riesenchance von M + M die zum Ausgleich, und damit hätte es doch noch ein ganz anderes Spiel werden können. Vielleicht irre ich mich aber auch. Wie auch immer: das letzte Tor war das vierte für Buch. Daß wir zuvor dem Ausgleich nahe gewesen wären, kann man allerdings auch nicht gerade behaupten.

Dicki hat gesagt…

Ein kritischer, erfrischend offener und somit konstruktiver Artikel. Es hilft uns nämlich nicht, die Niederlage schönzureden und z.B. auf unsere gute Kameradschaft hinzuweisen. Dreh- und Angelpunkt einer Fußballmannschaft ist immer noch das Fußballspielen selber, erst dann kommen die peripheren Dinge.
Zur Sache selber: Hans Sch. hat vor einer Woche eine offensivere Ausrichtung verlangt, Marco nunmehr eine defensivere. Heißt wohl entweder drei Leute im Mittelfeld oder (weiterhin) drei Leute in der Verteidigung mit der Option auch "nach vorne zu gehen".
Ich tendiere nunmehr für letzteres, wenngleich ich zugebe, hier geistig Adenauer zu folgen: KEINE EXPERIMENTE!

Gegen Karlshorst werde ich das auch vorschlagen! Es wird sich am Wochenende herausstellen, ob sie einer Verlegung zustimmen. Ich habe im übrigen ihre 5:3 Niederlage gegen Rupenhorn gesehen: Eine durchaus schlagbare Mannschaft, die keine personellen Veränderungen aufwies, aber eine selbstbewußte, kämpferisch und balltechnisch gute Wettkampfführung hatte! Drei gute Leute sollen gefehlt haben...Na ja...

Läuferisch aufwändiges, cleveres Spiel, war am Montag von uns nicht zu sehen. Die faire und gute Bucher Mannschaft hat uns mit ihrem so noch nie da gewesenen Konterspiel regelrecht ratlos gemacht. Einige Benotungen sehe ich anders, einige leicht besser (Dich z.B. Marco), einige noch schlechter. Klaus, Frank und Schimmi haben hier einen Bonus, spielen nicht regelmäßig Kleinfeld. Pete war sicherlich unser Rückgrat, was wären wir ohne unsere Torwarte!

Wir werden uns jetzt erstmal nach hinten orientieren müssen (den Satz habe ich letztes Jahr, glaube ich, auch schon mal geschrieben). Nun denn!

P.S. Die Bilder im Artikel sind eine Hommage an den großen Max Merkel, eine Trainergestalt der sechziger, siebziger Jahre. Letzte Woche 82-jährig in München verstorben. Ein Denkmal, ein autoritärer Schleifer, der leider in der Rückschau nur auf die oben wiedergegebenen Sprüche reduziert wird.