8. Oktober 2009

Das Erste Bulletin des neuen Kassenwartes

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte mich an dieser Stelle, wie es guter Brauch ist, ganz herzlich bei meinen Wählern bedanken. Wählerinnen gab es ja nicht, Maria hat meines Wissens nach ja nicht abgestimmt. Ich übernehme eine verantwortungsvolle Aufgabe, ich bin mir der große Bedeutung meines neuen Amtes als Kassenwart bewusst. Ich trete, das kann ich wirklich sagen, in große Fußstapfen. Hans Rottkowsky, der jahrelang dieses Amt ausgeübt hat, hatte enorme Verdienste und genießt zu recht großen Respekt. Ich werde mich bemühen, ihm ein würdiger Nachfolger zu sein.

Ich möchte aber nicht verhehlen, wie sehr es mich befriedigt, dass mein doch eher zurückhaltender Wahlkampf auf große Anerkennung gestoßen ist. Ich habe immer erklärt, dass für mich die Sache vor der persönlichen Selbstdarstellung steht. Populismus ist nicht meine Sache, deshalb habe ich auch konsequent auf unseriöse Wahlversprechungen und unfinanzierbare Geschenke verzichtet. Eine Verringerung des Halbjahresbeitrags ist mit mir nicht zu machen, da bin ich beinhart. Das habe ich vor der Wahl immer betont, auch wenn es unpopulär war. Natürlich, es wäre ein Leichtes gewesen, den Eigenanteil an der Weihnachtsfeier zu senken und damit quasi Freibier für alle zu versprechen. Aber, meine Damen und Herren, wie hätte die Gegenfinanzierung ausgesehen? Das Geld fällt ja nicht vom Himmel. In mehreren, diskreten Gesprächen habe ich von Carsten Duckwitz erfahren, dass er nicht bereit ist, einen Großteil der Getränke zu spendieren, als Gegenleistung dafür, dass er bei der Elfer nicht als rechter Verteidiger spielen muss. Das Ergebnis dieser Gespräche hat mich geschmerzt, das gebe ich gerne zu, aber es hat mich zur glasklaren Erkenntnis gebracht, dass ich jetzt keine faulen Kompromisse schließen und Ihnen, meine sehr verehrten Wähler, nicht vorgaukeln darf, es gebe andere Möglichkeiten, den Eigenanteil zu senken. Sicher, ich habe kurzzeitig daran gedacht, Hacky mit Gitarre und Hut an den Advents-Sonntagen auf dem Neuköllner Weihnachtsmarkt auftreten zu lassen, aber Hacky hat mir glaubhaft versichert, dass er es in der Kürze der Zeit nicht schafft, sich eine Woll-Pudelmütze zu stricken. Und ohne Pudelmütze, die er neckisch „Bärchen“ nennt, könne er nicht auftreten

Sie sehen, meine Damen und Herren, ich habe einerseits versucht, neuen Geldquellen aufzutun, andererseits scheue ich mich nicht, Ihnen mitzuteilen, dass diese Versuche gescheitert sind.

Es hat mich nicht gewundert, dass meine politischen Gegner in der Deckung geblieben sind und sich der direkten Konfrontation in der Versammlung entzogen haben. Sie haben wohl selber erkannt, dass populistische, unfinanzierbare Versprechungen bei Ihnen nicht ankommen. Stattdessen haben Sie brutale Ehrlichkeit belohnt. Und dafür, meine sehr verehrten Damen und Herren, möchte ich Ihnen aufrichtig danken.

Da Sie mich wegen meiner großen Ehrlichkeit gewählt haben, möchte ich Ihnen, auch das gehört zu einem seriösen Auftreten, aber nicht verhehlen, dass ein paar Erfahrungen meines hochverehrten Vorgängers mich beeinflusst haben. Eine der herausragenden Charakterzüge von Hans Rottkowsky war seine Engelsgeduld, mit der er ausstehenden Mannschaftsbeiträgen nachgelaufen ist. Mit Charme, Überredungskunst, Betteln und der Bereitschaft, den Ball immer abzuspielen, hat er die Kasse immer wieder gefüllt und irgendwann sogar mal die hohen Beträge wiedererhalten, die er zum Beispiel für die Weihnachtsfeier ausgelegt hat. Diese Engelsgeduld, meine Damen und Herren, werden Sie bei mir nicht erleben. Ich werde bestimmt nicht, von kurzen Fristen abgesehen, Beiträgen nachlaufen. Als langjähriger Planer der Pfingstreisen habe ich eine gewisse Erfahrung mit mangelhaften oder ausstehenden Reaktionen gemacht und werde diese Erfahrungen mit Sicherheit nicht in einer neuen Funktion wiederholen. Sollte ich also feststellen, dass die künftige Zahlungsmoral der bisherigen entspricht, werde ich mein Amt umgehend zur Verfügung stellen, unabhängig davon, ob der Zeitpunkt gut oder nicht so gut.

Sie mögen das eine Drohung nennen, ich kann mir Ihre Gedanken sehr gut vorstellen. Und, meine Damen und Herren, ich muss Ihnen sagen: Sie haben Recht.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Frank B.
Kassenwart der 2. Ü40 A / 1. Ü40 B

2 Kommentare:

Dicki hat gesagt…

Gib einem Deutschen ein Amt, und dann...
Jetzt wird mir klar, warum Hans R. dich gleich nach der Sitzung zu einer russischen Inkassogesellschaft gefahren hat.
Teile mir umgehend deine Kontonummer mit! Ich kann dir das Geld auch vorbeibringen...

Axel hat gesagt…

Da Franks Beiträge immer 100prozentige Satire sind, war ich auch diesmal fest davon überzeugt. Erst Pete klärte mich auf, dass Frank tatsächlich in Amt und Würden inthronisiert wurde. Das ist allerdings ein genialer Wahnsinnsstreich der Ü 40 II, Chapeau und Glückwunsch, strategisch ganz ausgekocht, einen Schwaben zum Kassenwart zu machen. Da wird ja - zur Not mit Hilfe einer europäischen Inkassogesellschaft - per 31.12.2010 die erste Mio. á Konto bilanziert werden...