23. November 2009

Favoritensieg am Fernsehturm

Nördlich des Hackeschen Marktes, in Sichtweite des Fernsehturms liegt der zur Zeit sicherlich interessanteste Teil der Berliner Innenstadt. Alte Bebauung, Kiez, Szene, Tourismus und Gentrifizierung prägen die Spandauer Vorstadt und das angrenzenden Scheunenviertel. (http://de.wikipedia.org/wiki/Scheunenviertel_%28Berlin%29 , http://auguststrasse-berlin-mitte.de/).


Grenadierstr./Scheunenviertel 1933 (jetzt Almstadstr.)

Und mittendrin, zwischen Auguststr. und Linienstr. befindet sich ein Fußballplatz. Begrenzt durch Brandmauern der Häuser, an einer Front kann man durch Glasbausteine in ein Büro sehen und Balkone bilden die Logenplätze. Auf dem Gelände ist auch Platz für eine Kneipe und die Ureinwohner begleiten zahlreich und lautstark das Verbandsliga Ü40-Kleinfeldspiel gegen Rudow. „Det jipts doch jar nich!“ wird das Siegtor der Rudower kommentiert.
Mein Auto habe ich sicherheitshalber im nahen Wedding geparkt. Weniger wegen der Grillanzünder als wegen der Politessen. Dicki hatte mich gewarnt: Parkraumbewirtschaftung!!! Und die Politessen in Mitte sind besonders scharf, seit sie zu Dienstbeginn mit Flip-Charts auf ihre Einsätze vorbereitet werden. Und sie sehen auch scharf aus, seit sie abends mit Zahnpflegeprodukten belobigt werden.

Dicki wartete schon in unserer Kabine. Es ging gegen Aufbau Alex, eine Mannschaft aus der Spitzengruppe, die bisher in 8 Spielen 40:10 Tore erzielt hatte. Für uns als Mittelfeldmannschaft lag der Erwartungswert demnach bei 1:5. Gegen den Tabellennachbarn von Aufbau Alex hatten wir in der vergangenen Woche 8:0 verloren – wir konnten uns also nur verbessern.
Etwas betretene Gesichter in unserer Kabine. Zwar lauter nette Leute, aber etwas wenig und etwas überaltert. Dicki, Stephan, Hannes W, Ändi H., Micha R., Karsten Doppelpack (als einziger unter 50 Jahre alt) und ich als Torwart. Kein Auswechselspieler. Hannes sollte Tore machen, Micha und Stephan, das Mittelfeld bilden und Ändi, Dicki und Karsten die Null halten.
Wir wollten uns achtbar aus der Affäre ziehen, was uns letztlich auch gelingen sollte obwohl es anfangs gar nicht danach aussah.

Nach etwa drei Minuten kann sich der bullige Kapitän von Aufbau Alex durchsetzen und von der Strafraumgrenze knallt er mir den Ball neben den rechten Pfosten – Hut ab!
Keine fünf Minuten später steht der 11er von Aufbau Alex, der sibergraue Haare hat und Ivo gerufen wird, allein vor mir. Den Schuss aus sieben Metern kann ich mit dem Unterleib abwehren und den Nachschuss mit der Hand zur Ecke lenken. Das gibt Selbstvertrauen. Die Ecke wird scharf geschlagen und dreht sich zum Tor. „Geht er über das Tor oder nicht?“ war die Frage. Als ich den Ruf höre „Der ist weg“, kann ich meine Hand noch zurückziehen und hoffe, dass der Schiedsrichter nicht bemerkt hat, dass ich schon am Ball gewesen war. Ziemlich bedröppelt hole ich den Ball dann aus dem Netz. 0:2.

Wir spielten zwar nicht schlecht von hinten raus, aber Aufbau Alex war einfach eine Klassemannschaft. Gegen Mitte der ersten Halbzeit setzt sich der Kapitän erneut durch und knallt mir den Ball wieder von der Strafraumgrenze diesmal in die untere linke Ecke. Aber ich hatte die Ecke geahnt und war fast am Ball und dachte mir: „Du tust mir keinen mehr rein!“.
Das 0:4 fiel dann durch einen ungehinderten Kopfball und zur Pause war klar: wir brauchen Veränderung. Aber woher nehmen? Da Karsten Doppelpack in der ersten Halbzeit gezeigt hatte, dass er nicht Verteidiger ist sondern Stürmer, tauschte er mit Hannes die Positionen. Und diese Maßnahme zeigte Wirkung: Abwehr und Aufbauspiel verliefen deutlich souveräner und Karsten nervte die gegnerischen Abwehrspieler und schuf Freiräume für Stephan und Micha. An dieser Stelle ein großes Lob an unser Mittelfeld, das in diesem Spiel gut vor der Abwehr spielte und trotz großer Unterlegenheit brachten wir eigentlich ein ganz ordentliches Offensivspiel zu Stande.


Doch der Schwung der Gastgeber kam nur langsam zum Erliegen: Dem am langen Pfosten frei stehenden Kapitän konnte ich zwar den Weg verstellen, aber sein frei stehender Mitspieler hatte keine Probleme, den Querpass zum 0:5 einzuschieben. Einen ähnlich guten Querpass gibt Micha R. zum 0:6. DOCH DANN WAR SCHLUSS!! Micha bügelt seinen Patzer aus und erzielt das 1: 6 und Stephan krönt seine starke Leistung mit dem Tor zum 2:6. Doch bald darauf beendet der Schlusspfiff des guten Schiedsrichters unsere Aufholjagd.
Nach einem fairen Spiel haben wir in er zweiten Halbzeit unentschieden gespielt. In der Kabine ließen wir uns Stephans Geburtstagsbier schmecken und konnten das idyllische Sportgelände erhobenen Hauptes verlassen.

Hans Sch.

3 Kommentare:

Axel hat gesagt…

Hansens Berichte lassen einen immer die Spiele, die er beschreibt, vor dem geistigen Auge plastisch und farbecht ablaufen - hier ein achtbares Spiel der sieben Siebener. Chapeau aber auch an Dicki - auf den Fotos ist kein einziger Falschparker zu sehen. Ich werde Frau Senatorin Ingeborg Junge-Reyer vorschlagen, Dich zum Oberparkraumwächter, zunächst für die Umweltzone, bekanntlich identisch mit dem "Kleinen Hundekopf", zu ernennen, um dort Dein erfolgreiches Flip-Chart-Briefing und Zahnpastabelohnungssystem durchzuziehen.
See you Mittwoch 20:10h on the Hubi place.

Eljay hat gesagt…

Du hast recht, Hans, der Platz hat was - vor allem auch Dank des 6:0 der 7.E gegen Berolina Mitte bei meinem ersten Spiel als Trainer.
Ansonsten Dank für deine zuverlässige Chronistenarbeit - in Zeiten meiner verletzungsbedingten Abwesenheit lerne ich sie besonders zu schätzen.

Dicki hat gesagt…

Das Du dir die Fotos genau ansiehst habe ich erwartet, Axel! Sind doch Straßenbahnschienen und umweltfreundliche Holzwagen zusehen. Ich sehe es dir deshalb nach, wenn Du aus deiner laienhaften Sicht keinerlei Ordnungswidrigkeiten entdecken kannst. Der im Bild zu sehende Teil der Brunnenstr. stellt jedoch aus Sicht des Berliner Straßengesetzes, der Parkraumbewirtschaftung, des Berliner Nichtrauchergesetzes, der Berliner Hundeverordnung,des Kreislauf- Wiederverwertungsgesetzes ("Pfandverordnung"), des Allgemeinen Sicherheits-und Ordnungsgesetzes, des Gaststättengesetzes und ca. noch 100 weiterer Gesetzlichkeiten und Verordnungen bzw. der Verstöße dagegen, einen Schwerpunkt ordnungsamtlicher Maßnahmen dar.

Vielen Dank aber für die Abschweifung, lenkt er doch von meinem Aufstellungsfehler ab. Stephan sprach es vorsichtig schon gleich nach dem Spiel an: Die in der zweiten Halbzeit durchgeführten Positionswechsel (Doppelpack-Karsten nach vorne, Bildungs-Hannes als Libero, Ändi nach außen) gaben uns wieder Stabilität. Hätte ich von Anfang an vorgeben müssen. Sorry!
Ach übrigens, Axel: Hans schreibt nicht nur gute Berichte, er war auch der beste Mann bei uns. Auch auf Grund gesammelter Erfahrungswerte in der Ü50. Danke dafür!