4. Mai 2010

Der 500 Post! BSC 11er vs. Franziskaner - 3:3

Landeskriminalamt Berlin, Platz an der Luftbrücke. Zweiter Stock, ein nüchterner Konferenzraum. An einem großen Konferenztisch sitzen vier Männer mit ernsten Gesichtern. Am Kopfende hat Dr. Walter Köhler, Chef der Abteilung Organisierte Kriminalität, Platz genommen, schräg neben ihm sitzt Peter Fröhlich, Leiter des Referats Spiel- und Wettbetrug, dem gegenüber zwei Funktionäre des Berlinerfußballverbands mit den Decknamen Günter Müller und Adalbert Schneevoigt. Köhler blickt zu den Anwesenden, dann beginnt er: „Meine Herren, der einzige Tagesordnungspunkt dieser Sitzung ist die Auswertung des Spiels der Franziskaner gegen den Berliner SC, Zweite Altliga, Ü 40. War das Spiel manipuliert? Bitte, Ihre Einschätzung.“

Müller räuspert sich. „Dann will ich mal beginnen. Ich war selber vor Ort, Sonntag, 10 Uhr, Wrangelstraße. Ein verdeckter Einsatz. Ich habe mich als Haselnussstrauch getarnt, die Kollegen von der Bundeswehr haben mich so präpariert, dass ich nicht zu erkennen war. Es lief auch alles gut, bis auf eine Szene, da wäre ich fast enttarnt worden. Ein Ball flog unmittelbar in meine Nähe, ein Spieler kam zu mir und begann, in meinen Ästen zu suchen. Ich hielt die Luft an, hätte mich aber fast durch mein puterrotes Gesicht verraten, wenn der Spieler nicht rechtzeitig noch den Ball direkt neben mir entdeckt hätte. Aber ich kann sagen, mir ist auf den ersten Blick nichts Verdächtiges aufgefallen. Vielleicht hat der Kollege Schneevoigt mehr gesehen.“ Er blickte zu Schneevoigt, der ein wichtiges Gesicht machte. Schließlich saß er nicht jeden Tag in solch einer Runde. „Ich habe mich auf einer großen Eiche direkt neben dem Spielfeld postiert, weit oben, fast in der Baumkrone. Ich hatte meinen alten Fleckentarnanzug aus meiner Bundeswehrzeit angezogen. Um noch unverdächtiger zu wirken, habe ich alle paar Minuten die Rufe eines Steinkauz imitiert.“

„Steinkauz, in Kreuzberg, aha“, warf Fröhlich ein.

„Weiter“, sagte Köhler unwirsch.

„Nun ja“, fuhr Schneevoigt fort, „das Spiel endete 3:3. In den ersten 30 Minuten hätte man an Manipulation denken können. Da hat der BSC den Franziskanern quasi drei Geschenke gemacht. Das erste Tor war eine Bogenlampe aus 25 Metern, die war alles andere als unhaltbar. Das zweite Tor fiel aus 50 Zentimetern Entfernung vom Tor, da haben gleich drei Mann, einschließlich Torwart, gepennt, und das dritte Tor ging auf Kosten der Abwehr. Da konnte ein Franziskaner problemlos einköpfen. Aber dann, dann geschah etwas Seltsames. Der BSC gab sich nicht auf, die Mannschaft machte in der zweiten Halbzeit richtig Druck, griff früh an und irritierte die Franziskaner immer stärker. Die Angriffe waren teilweise wirklich gut, im Mittelfeld wurde gut gekämpft, die Abwehr stand ziemlich solide. Aber nun kommt’s: Jetzt machten die Franziskaner Geschenke. Das erste Tor war noch ne schöne Einzelaktion des Dicken, der hat aus vollem Lauf abgezogen. Aber das zweite Tor, Mannomann. Da spielte der Libero der Franziskaner diesem einen, dünnen, direkt in die Beine. Benz heißt der Dünne. Der Benz hatte nur noch den Torwart vor sich und schob lässig ins linke Eck. Das dritte Tor war ein Eigentor mit dem Kopf, nachdem so ein anderer Dünner, Schäfer oder so ähnlich, gut geköpft hatte. Das war ne richtig gute Leistung des BSC. Also, wenn da manipuliert wurde, dann ziemlich sinnlos. Nee, ich denke, da lief alles ok.“

Köhler hatte interessiert zugehört. Nun beugte er sich zurück und sagte gedehnt. „Ich selber war im Cafe King, habe mich als Entwicklungshelfer aus Burkina Faso getarnt, habe völlig naiv auf das Spiel gesetzt und die Quoten verfolgt. Keine Auffälligkeiten. Die einzige Auffälligkeit war, dass ich zehn Euro verloren habe. Wie bei der letzten Sitzung erwähnt. habe ich auf einen 4:1-Sieg des BSC gesetzt, Handicapwette, das letzte Tor in der 90. Minute durch den Dicken. Tja, Pech gehabt.“ Er schwieg sekundenlang, die anderen blickten ihn an.

„Meine Herren“, sagte Fröhlich dann, „ich denke, wir können Entwarnung geben. Ich erkläre die Mission Hoyzer II, Deckname: Die Feder, für beendet. Aber wir halten die Augen auf.“ Dann wandte er sich nach links. „Schneevoigt“, sagte er, „trainieren Sie schon mal das Gurren von Tauben. Man kann nie wissen.“


Frank B.

1 Kommentar:

Eljay hat gesagt…

Zum 500. herzlichen Glückwunsch an alle die an dieser Bilanz mitgearbeitet haben, würde ich sagen. Aber schade irgendwie, daß Gründungsmitglied Effendi sein Mitwirken erst tröpfelweise und schließlich komplett eingestellt hat. Vielleicht wird sein Traum ja doch eines Tages wahr, daß dieses Blog so viel Stimmen habe wie die Mannschaft Beine.