12. Februar 2011

Die Endlosschleife

Spielberichte schreiben ist immer eine Herausforderung. Alle Tatbestandsmerkmale müssen enthalten sein: Er soll nicht zu trocken sein, unterhaltsam sein und trotzdem alle grundlegenden Fakten aufführen. Das Stilelement der Personalisierung hat sich bewährt, ist jedoch mit Risiken behaftet. Wen stellt man in den Mittelpunkt, ohne andere zu vergrätzen. Und dann ist da immer noch der Gegner. Ein schier unerfüllbares Anforderungsprofil. Also die Fakten: Wir haben gewonnen. Zwei zu eins. Gegen den 1.FC Traber Mariendorf. Der zeigte seit Oktober 2010 eine aufsteigende Tendenz, nachdem der Saisonanfang etwas in die Hose gegangen war. Ein guter Keeper, vorne ein dribbelstarker Stürmer, den man mit langen Bällen immer zu füttern sucht, Nachrücker die Anspielstation sind, und/oder auf den zweiten Ball lauern.

Wir bleiben damit auf dem dritten Tabellenplatz, punktgleich mit den ritterlichen Buchern. So weit so gut! Nach dem Spiel erging es den gelb-schwarzen im Rahmen einer Teambuildingsession wie den siebzigtausend BVB-Fans letzten Freitag. Die Gefühlslage schwankte zwischen Enttäuschung und Nachdenklichkeit.
Nach fünf Minuten führten die Mariendorfer durch einen hervorragend vorgetragenen Konter, begünstigt durch Unaufmerksamkeiten und einer unerklärlichen Nervosität bei fast allen BSCern. Wir waren zwar zu 90% im Ballbesitz, entwickelten aber keine Spielphantasie.

Bis Pharma-Peter eine seiner Aktionen durchführte, bei denen man sich immer fragt, ob er jetzt größenwahnsinnig geworden ist, oder ob hier individuelle Klasse für das berühmte Überraschungsmoment sorgt (die Personalisierung). An der Grundlinie versucht er, den Ball unter Kontrolle zu halten (ich frage mich hinten, wann er endlich abgibt), schwenkt er nach innen - und schießt mit Vollspann auf Tor. Toor! Nee, doch nicht! Ein Südstaatler hat absichtlich mit den Händen versucht, das Tor zu verhindern. Wohl schon hinter der Torlinie, wie selbst Traber-Leute hinter vorgehaltener Hand zugeben. Was folgt ist regelgerecht, aber hart: Rote Karte für den Mariendorfer, Neunmeter für uns. Der ausgezeichnete Schiedsrichter hätte auf Grund seiner natürlichen Autorität bei uns keinen Widerspruch geerntet, wenn er auf die Rote verzichtet hätte. Beim Neunmeter ergeht es Manni so, wie zeitgleich Torsten Mattuschka im Spiel gegen den VfL Osnabrück in der Alten Försterei. Mit dem Unterschied, dass Manni wenigstens die Torlatte trifft.

Diese und eine andere Sequenz des Spiels, mussten sich die Mannschaftskameraden im Rahmen des erwähnten Selbstfindungsseminars bei Laszlo, zwischen 21:37h und 23:18h in einer Endlosschleife vom vermeintlichen Torschützen anhören, bis Stephan ihm die Nummer des Kriseninterventionsdienstes gab.
Was war noch? Ach so: nach schwankendem Spielverlauf, mal spielten wir den nun in Unterzahl reagierenden Gegner durch wohlüberlegtes Kurzpassspiel an die Wand (und erspielten so ca. fünf 150 prozentige Torchancen), mal ließen wir uns durch die vereinzelten Konter vollkommen aus der Fassung bringen, schossen wir die überfälligen Siegtore. Erlösend waren sie nicht. Bis zum Schluss hieß es zittern, Unser Keeper musste kurz vor Schluss noch in Handballer-Manier klären. Dann war es geschafft.
Das Rückspiel ist in einer Woche. Wir wissen jetzt, worauf es bei dieser Mannschaft ankommt…

„Wollen wir nicht Noten vergeben, wie in der BLÖD?“ fragte einer, der die vergangenen Diskussionen und dreamteam-Beiträge nicht mitbekommen konnte:
Peter „Torsten“ würde allen eine 4 (vier) geben, einschließlich sich selber (wegen des Gegentreffers).
Sehe ich etwas anders: Der Schiedsrichter: 1- (Abzug wegen der Roten, ansonsten einer der Besten der vergangenen Jahre); Andi Sch.: 1- (im Back-Office Bereich die Organisation führend, trotz Kniebeschwerden zum Spiel gekommen, spielbereit, Abzug wegen nicht ausreichender Gewichtsreduzierung), Peter „Torsten“: 2+ (die wenigen Bälle auf sein Tor sicher klärend, immer anspielbereit, aber zu leise), Eljay: 3+ (Torschütze, Aktivposten, aber mit unerklärlichen Unsicherheiten), Hartmut 3+ (sicheres Abwehrverhalten, die im Training gezeigte Wettkampfhärte nur angedeutet sichtbar); Karsten Frank: 2- (kämpferisch eine Bank, die Abspiele aber häufig zu hektisch); Manni: 2- (wie gewohnt läuferisch gut, ballsicher, das Stellungsspiel, die geforderte Besetzung der Mitte, nur z.T. erfüllt); Stephan: 3+ (wie immer überall wirkend, den Ball treibend, ständiger Gefahrenherd, auch wenn nicht alle immer verstehen, worauf er hinaus will); Peter: 3+ (zwischen aufopferungsvollen Aktionen, allerletzten Einsatz gebend, und nicht nachvollziehbaren Aktionen schwankend; seine Emotionalität treibt die Mannschaft an, seine Dauerbeschallung ist nervend); Hannes: 3+ (wieder der erhoffte kantige Stürmer, der uns hinten Luft schafft, nicht so wirkungsvoll wie in der Vergangenheit, die Winterpause noch in den Knochen? - wie wir alle?); Der Volkspark-Kunstrasen: 1- (herrlich auf so einem Ground zu spielen, Abzug wegen des Versagens des Sportamtes, der BSC-Präsidien und Fußball/Hockey-Vorstände so etwas bei uns zu bauen).

Dicki 12/02/2011

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