3. April 2011

Kantersieg auf der Insel

Die Kinder lachten unbeschwert, sie tobten auf dem Spielplatz gleich neben dem Sportgelände, sie bekamen nicht mit, wie auf dem Platz die Situation eskalierte. Es musste ja so kommen, so eine Provokation lässt sich niemand gefallen; nur gut, dass keine libanesische Großfamilie hinter der Bande stand und gerade ein Familienmitglied anfeuerte. Sonst, oh ja, sonst.,.. In der 14. Minute also kam’s zum showdown. Es begann wie ein Bolero, es begann ganz langsam und steiger-te sich in ungeahnte Höhen. Es begann erst mit einem Rempler in die Rippen. Das Opfer war etwas kleiner als sein Gegenspieler, aber nicht viel, deshalb rem-pelte es zurück. Es folgten gegenseitige Schubser, erst einigermaßen sanft, dann immer stärker, dann – es kam wie es kommen musste – wurde es sehr deutlich. Das war der Moment, als man froh war, dass keine libanesische Großfamilie und so. Der eine Spieler schrie „Scheiß-Kurde“, vielleicht brüllte er auch „Scheiß-Kurt“, so genau konnte man das in der Hitze des Gefechts nicht identifizieren. Aber eigentlich heißen Leute, die aussehen, als hätten sie ihre Wurzeln in Ana-tolien eher selten Kurt. Das mit dem „Scheiß-Kurt“ oder „Scheiß-Kurde“ kam noch ein paar Mal, aber im allgemeinen Gebrüll war das nicht mehr zu identifi-zieren. Irgendwann brüllte einer der Kontrahenten „Ich hab die Schnauze voll“, dann kam der Schiedsrichter und zeigte Gelb. Damit war das Thema beendet.

Das Gelb ging an einen Spieler von Helgoland. Sein Gegner ging schadlos aus. Sein Gegner trug das gleiche Trikot, auch einer von Helgoland, ein Duell von Insel zu Insel. Aber man muss das verstehen, der Anlass für den Streit war wirklich brutal: Der eine Helgoländer wollte den Ball annehmen und flanken, der andere ist ihm dazwischen gekommen und hatte ihm den Ball weg geschnappt, der dann leider ins Aus ging.
Das stand es noch 0:0.

Es wäre wirklich ganz interessant gewesen, sich nach dem Spiel in die Kabine von Helgoland zu beamen. Wenn die schon bei so einem Anlass aufeinander losgehen, dann muss man ja bei einer Niederlage das Schlimmste vermuten. Und bei einem 1:8 sowieso. Aber lieber beamen wir uns in die Kabine des BSC: Dort feierten die Spieler ihren 8:1-Sieg, als hätte John für die nächsten zehn Jahre nach jedem Training ein Fass Freibier versprochen. 8:1, das ist ja schon ein Hammer, aber es kommt noch besser: Sieben Tore fielen in der zweiten Halb-zeit. Zur Pause hatte es noch 1:1 gestanden.
Okay, Helgoland hatte nur zehn Mann auf dem Platz, aber gegen die muss man auch erstmal acht Tore schießen.
Esti stand im Kader, überzeugte durch kluges Stellungsspiel und seinen 18-minütigen Dialog mit dem Schiedsrichter bei laufendem Spielbetrieb über die Regeln bei einem Elfmeter, Manni spielte auch und wirbelte viel, Volkmar spielte gut in der Defensive, und John ackerte wie immer. Aber eigentlich ackerte jeder, das Gegentor fiel denn auch aus einem blöden Konter, bei dem der schnellste, beste gegnerische Stürmer Peter im Tor keine Chance ließ. Der Ausgleich fiel kurz danach, nach einem Eckball. Das al-les sind Szenen aus der ersten Halbzeit, als der BSC spielerisch ein Übergewicht hatte, aber die guten Torchancen noch nicht verwertete.

Dann kam die zweite Halbzeit. Klaus lieferte sich mit dem stärksten Stürmer der Helgoländer beeindruckende Duelle, Klaus ließ sich auch nicht von der wirklich harten, mitunter überharten Spielweise des Gegners beeindrucken und steckte auch zwei harte Rippenstöße weg (der Helgoländer war auch einer der Beteiligten an der Szene in der 14. Minute). Manni wirbelte noch mehr als in der ersten Halbzeit, John lieferte sein bestes Saisonspiel, ach, die ganze Mannschaft spielte ausgezeichnet.
Die Torarie begann fünf Minuten nach der Pause. Nach einem Fehler von Helgoland eroberte sich Manni den Ball, spielte zu Hansi, der weiter zu Esti, und der zieht von der Strafraumgrenze ab und trifft. Kurz darauf ein Kopfballtor von John. Nur Minuten später John wie ein space shuttle, das zur Notlandung an-setzt, er fliegt Zentimeter über dem Kunstrasen, so dass man vermuten konnte, er simuliert ein Erdbeben, um das nächste Kernkraftwerk einem Stresstest aus-zusetzen, aber noch bevor er auf die Erde plumpst, schiebt er den Ball mit dem Kopf ins Tor. Insgesamt erzielte John vier Tore (noch zwei Abstaubertore), Manni traf zweimal (und lief dabei zweimal auf den Torwart zu), und den Schlusspunkt setzte Stefan Krappweis mit einem Kopfball nach einer Flanke.

In der Kabine hatte Volker dann gleich noch Bier organisiert, es wurde gefei-ert und gefeiert, es wurde über das Ergebnis des nächsten Spiels frohlockt, es wurde ziemlich optimistisch frohlockt, und das ist jetzt genau der richtige Mo-ment, um sich aus der Kabine auszublenden.


Frank B.

1 Kommentar:

Pete hat gesagt…

Grosser Sport.