Sonntags früh halb acht klingelt der Wecker. "Welche Droge lässt mich viertel nach acht in Steglitz sein und Fußball spielen?" Kaffee und Ehrgeiz müssen diesmal reichen.
Südwest spielt an der Lessingstraße - ein großer und etwas schneller Kunstrasenplatz, auf den immer die Sonne scheint. An diesem Morgen spielte der Tabellendritte gegen den Zweiten und die zweitschönsten Trikots gegen die schönsten. Wir mussten die Niederlage gegen Wittenau ausbügeln und auch Südwest hatte etwas gutzumachen. Außerdem wird es nur zwei Aufsteiger geben - also ein echtes Sechspunktespiel.
Die Gegener waren zahlreich, gut aufgewärmt und hatten keine offensichtlich Betrunkenen in ihren Reihen. Karsten, Dicki, Andi S., Martin, Klaus, Hartmut, Ebi, Hans S., Stefan, Marco und Amer (!) - auch kein schlechtes Aufgebot aber mitnichten ein eingespieltes Team.
Das Hinspiel hatten wir 2:0 verloren, weil Südwest konzentrierter und präsenter war. Wir waren also gewarnt und wieder mal von Dicki gut eingestellt. Wir wussten, dass sie uns zustellen wollen und diesmal würden wir richtig gegenhalten!?
Anstoß Südwest, zwei, drei ungehinderte Querpässe im Mittelfeld, ein Stürmer entfernt sich im Rücken von Dicki und erwartet am langen Pfosten den präzisen langen Pass aus dem Mittelfeld. Erste Minute 0:1? - doch nicht mit uns und schon gar nicht zweimal in der Woche! Der Stürmer verfehlt den Ball. Wittenau ist doch eine Klasse besser.
Es entwickelt sich ein intensives und zweikampfbetontes Spiel. Wie erwartet rammen uns die Gegner zum frühest möglichen Zeitpunkt. Aber wir halten dagegen und sind technisch und insbesondere läuferisch etwas besser. Martin und Klaus fügen sich überraschend schnell ein, so dass Hartmut diesmal offensiver agieren kann. Nach gut zehn Minuten setzt er sich auf der rechten Seite durch, passt von der Eckfahne scharf und flach Richtung Fünfmeterraum. Ich kriege den Ball unter Kontrolle, zwei Schritte Richtung Tor, dann einscharfer Pass zu Stefan, der fünf Meter vor dem Tor freihsteht - der Ball kam zwar nie an, aber da ein Rotweißer Verteidiger ihn selbst versenkte, gingen wir mit 1:0 in Führung, was uns verdammt gut tat. Die restliche erste Halbzeit hatten wir weiterhin leichte Vorteile, spielten uns noch zwei, drei Chancen heraus. Südwest wurde zusehends nervöser und lauter.
Manche Schiedsrichter pfeifen den Versuch des Foulspiels, manche orientieren sich eher am Ergebnis. Unser sonntäglicher Schiedsrichter (Nicola K.) gehört zur letzteren Art. Das trug dazu bei, dass in diesem zweikampfbetonten Spiel manche spektakuläre Stürze und laute Schmerzensschreie zu vernehmen waren. Der Schrei von Amer zu Ende der ersten Halbzeit war jedenfalls nicht schlecht, nachdem ihn der gegnerische Obermotz so unsanft vom Ball trennen musste, dass Amer verletzt ausschied.
Das Spiel war noch nicht gewonnen und wir erwarteten, dass Südwest uns nach der Pause noch energischer angreifen würde. Etwas erwarten ist eine Sache, sich eine Taktik dafür festzulegen eine zweite Sache. Dass wir diese Taktik dann auch erfolgreich umsetzten ist - für mich jedenfalls - eine neue Qualität!
Südwest begann die zweite Halbzeit wie aufgedreht: aggressiv, schnell und Mann gegen Mann. Doch nach etwa fünf Minuten unser Gegenangriff: Marco setzt sich auf der linken Seite durch, innen wirbeln Hartmut und Stephan die Abwehr durcheinander. Hartmut bekommt den Ball, Hartmut könnte schießen und Hartmut schießt. Tor! Tor für den BSC. 2:0. Südwest ist geschlagen.
Die letzten 20 Minuten spielen wir den Sieg nach Hause. Das Spiel bleibt hart und aggressiv. Der Obermotz vereitelt durch sein Handspiel Stephans Tor, das 3:0, so dass nach dem fälligen Platzverweis unser Sieg am Ende ungefährdet blieb. Zu den Torhütern ist zu sagen, dass das Spiel eigentlich 4:2 hätte ausgehen müssen.
Unsere Mannschaftsleistung war wirklich Klasse. Taktisch, kämpferisch und im Zusammenspiel lief es reibungslos. Keinerlei Schwachstellen und überhaupt kein Gemaule - ein richtig schöner Sonntag Morgen.
Hans Sch.
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1 Kommentar:
Ich habe nach dem Spiel mit dem Betreuer gesprochen. In der Lobby dahinter saßen, hockten vollkommen demoralisiert die Südwester. Ich bin aber auf Grund zweier Vorkommnisse, über deren Verlauf es mit meinen jeweiligen Gegenspielern unterschiedliche Wahrnehmungen gab, nicht hinein gegangen. "Der Aufstieg ist für uns gelaufen!" sagte er, und wünschte uns viel Glück. "Den müsst Ihr jetzt mit Schöneiche auskämpfen!"
Dein Artikel gibt die kämpferische
Atmosphäre dieses Spiels gut wieder. Hatten wir lange nicht. Aber wir haben uns gewehrt. Schluß mit den Softies aus dem Grunewald.
Eine Ergänzung: Ebi rief am Vortag an, sagte dass er angeschlagen ist. Ich bat ihn sicherheitshalber doch zu kommen. Er kam, und als sich herausstellte, dass wir übervoll sind, verzichtete er auf sein Spielrecht und machte Linienrichter. Danke!
Macht auch nicht jeder!!
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