29. April 2006

Und sie bewegt sich doch...-Germania 3:2 besiegt


Germania lässt auf sich warten

Die Sonne schien, der Hubi war voll. Überall kreuchte und fleuchte es auf dem Platz, es war eine Wonne. Kinder- und Jugendmannschaften, gelb-schwarz, gesprengelnd mit grünleuchtenden Leibchen wohin man guckte. Die Rugbys zertraten den letzten Rest Rasen im Stadion. Und wir warteten. Warteten auf den Tabellenzweiten, den wir in einem denkwürdigen Spiel hoch geschlagen hatten und der der größte Konkurrent um den Aufstieg darstellt.

Germania Schöneiche stand im Stau. Germania - lateinisch für das Gebiet Deutschlands seit der römischen Besetzung, Darstellung in der Antike als trauernde Gefangene, im Hoch-Mittelalter als gekrönte Frau, im 19. Jahrhundert als jungfräuliche oder mütterliche Walküre. Seit etwa 1840 volkstümliche Symbolfigur mit der größten Verbreitung nach der Reichsgründung 1871; - steht in MEYERS Lexikon. Aber wo waren sie? Irgendwo im staatlich geeinten Deutschland, auf der Autobahn, schon klar. Sonst könnten wir auch gar nicht gegen sie spielen, wenigstens ein Vorteil.

Der Sportkamerad Schwarzkopff vom SC Lankwitz konnte dann aber doch noch das Spiel auf dem Rasen (da hatten Effendi und ich geschlafen, Rasen wollten wir ja nicht!) anpfeifen. Der gefürchtete "Neuner" war nicht dabei, dafür ein "Sechzehner", der in der Qualität kaum nachstand. Die Schöneicher hatten bis dahin bereits über 80 (in Worten achtzig) Tore erzielt, wir waren gewarnt.
Das Spiel plätscherte so dahin, hier (BSC) ein Ballverlust, da (Germania) ein Ballverlust. Wir kamen aber besser ins Spiel. Erarbeiteten uns Chancen, die schon frühzeitig das erste Tor hätten sein können, ja müssen. Germania stellte sich hinten rein, ließ ihren "Sechszehner" ganz vorne, gedeckt von Dicki K. , der diesmal seine Hände halbwegs unter Kontrolle hatte. Halbwegs unter Kontrolle war damit auch dieser Stürmer, abgesprochen gedoppelt von Hartmut und/oder auch Manni. Dazwischen immer wieder fast unerklärliche, nervös bedingte Stockfehler, in den ersten Minuten von unserem Abwehrchef am häufigsten.

2 : 0 Führung zur Pause


Eine Traumkombination über den reaktivierten Ronald "Slawo" Sch., Amer, Stephan und Marco führte zum 1 : 0 und zeigte, dass sich abspielen, sicher abspielen lohnt. Und zum Ergebnis führen kann. Ein paar Minuten später nimmt "Slawo" den Ball an, und alle denken, der wird jetzt dribbeln. Denkste! Er dreht sich und hält einfach mal rauf. Aus einer Entfernung, bei der man bei anderen Spielern Hilflosigkeit unterstellen würde. Aber dieser Ball geht flach unten links rein: 2 : 0 für den BSC.

Normalerweise reicht eine Führung von mindestens zwei Toren (bei solider Defensivarbeit) im Kleinfeld-Fußball (manche sagen auch Kinder-Fußball - pfui!), nicht aber bei den sicherlich nicht unbedingt athletisch ausgebildeten, so doch balltechnisch und taktisch erfahrenen Schöneichern, bei denen viele Jugendtrainer sind. Um es kurz zu machen: Die sympathischen und ungemein fairen Vorstädter machen gleich nach der Pause innerhalb von acht Minuten zwei Tore und es steht auf einmal 2 : 2. Uns geht die Muffe! Aber wie!

Das der Gegner bei den Toren in Ballbesitz kam, er also überhaupt die Chance bekam, ein Angriffsspiel zu entwickeln, lag beide Male an Amer. Er verlor erstens in einer unnötig herbeigeführten 1 zu 1-Situation den Ball, zweitens spielte er einen Selbstmörder-Paß, obwohl er mindestens drei sichere Abspielmöglichkeiten hatte. Halt Stop! Von Schuld hat hier keiner gesprochen. Dahinterstehende Abwehrspieler haben auch Stellungsfehler gemacht. Runtergemacht werden soll hier auch keiner, aber Amers Spielweise ist manchmal problematisch. Problematisch weil er unserer ballsicherste und immer noch dribbelstärkster Spieler ist, man von ihm mehr Spielintelligenz erwarten muss. Nach dem Spiel gab er eine realistische und von anderen geteilte Beurteilung seiner Leistung ab. Eine Qualität, die nicht jeder besitzt!

Das glückliche Ende

Der Gleichstand kam für Germania Schöneiche zum falschen Zeitpunkt, weil zu spät. Wie schon erwähnt, ist äußerst unwahrscheinlich, mit Ausnahme eines Spielers, dass von ihnen einer unter die ersten zehntausend beim Berlin-Marathon kommt. Einer lauf- und einsatzfreudigen Mannschaft gegenüberstehend, zwanzig Minuten vor Schluß, hätte das Sturmspiel des "Achters" und des "Sechszehners" die Entscheidung bringen müssen. Dadurch, dass Manni einen lautstarken Abwehrspieler abgab (die Entdeckung!), Karsten drei hundertprozentige wegfaustete (ein Spieler der 1. Ü40: "Der hat früher bestimmt mal in einer Ersten gespielt!") standen wir hinten relativ sicher. Vorne wurde ohnehin Programm gemacht durch Hans Sch., Stephan, Marco, Slawo und auch durch Amer. Das 3 :2 durch Marco auf Vorlage durch Hans Sch. war glücklich, lag aber auch in der Luft.

Probleme

Wir waren 11 Leute. Zuviele, um die unterschiedlichsten Zielstellungen zu befriedigen. Zum einen will man erfolgreich spielen, zum anderen sollen alle der Stammleute zu ihrem Spielrecht kommen. Unterschiedliche Spielzeiten der Einzelnen kommen hinzu, bedingt durch die die taktischen Konstellationen, oder aber auch durch mangelndes Sozialverhalten. Wie dem auch sei, im Ergebniss spielte Manne Z. (aus eigener Entscheidung) keine Minute der zweiten Halbzeit, Ebi war angesäuert, wegen seiner kurzen Einsatzzeiten. Hartmut blieb die letzten 15 Minuten ganz draussen. Dicki spielte dagegen die zweite Halbzeit durch. Hier besteht Handlungsbedarf!

Handlungsbedarf besteht auch im - diesmal gemilderten- Wiederholungseffekt. Gemeint ist das Angriffsverhalten bei total defensiv eingestellten Mannschaften. Wieder wurde oftmals zu sehr blind angerannt, wenngleich zugegebenermaßen auch sehr schöne Kombinationen dabei waren.

Hoffnungsvolles

Beeindruckend war unsere hohe Konzentration mit der wir in das Spiel gingen und diesen mentalen ungemein wichtigen Zustand bis zum Schluß beibehielten. Auch der Gegner merkte das: "Ihr habt Euch was vorgenommen! "sagte ein Gegenspieler. Mannis temperamentvolle Ansage in der Halbzeit war Klasse! Überhaupt war er diesmal Mr. Universal. Vorne mit Klasse Zuspielen, hinten Alternative als Abwehrorganisator und Manndecker. Die beiden gescheiterten Versuche, als der "Netzer vom Grunewald" Sportgeschichte zu schreiben, vergessen wir hier mal.

Special Thanks an Effendi. Er hatte sich bereit erklärt, nach der zweiten überstandenen Grippe (Immunsystem stärken!), den Schiri zu geben.

Karsten (1-), Hartmut (2+), Manni (1-), Manne Z. (3), Amer (3), Slawo (2+), Stephan B. (2-), Ebi (3), Marco (2+), Hans Sch. (2), Dicki (2-3)

P.S.: Das Bild oben heißt "Die erwachende Germania" von Christian Köhler, 1849, Öl auf Leinwand, 220cm X 280 cm, New York, New York Historical Society

Dicki 29/04/2006

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Dicki,

ein beachtlicher Spielbericht!
Stimmungsvoll und bildend und weitgehend zutreffend.
Bei der Traumkombination mache ich Miturheberansprüche geltend:
Als rechter Verteidiger bekam ich von Hartmut den Ball, zog ins linke Mittelfeld, Marco - zwar gut markiert - bot sich zentral in der gegnerischen Hälfte, ich spiele ihm den Ball zu, er verzichtet aufs Dribbeln und spielt mir in den Lauf (d.h. Doppelpass) dann in Strafraumhöhe ein Flügelwechsel auf den starken Slawo, der geht mit dem Ball zur Grundlinie und flankt butterweich und zentimetergenau auf Stefan, der aus kurzer Entfernung sicher einköpft.

Und noch ein Kommentar zur Abwehr: Klar, es waren zwei blöde Gegentore. Aber so wie Du und Hartmut und Manni und in der ersten Hälfte Manne den ballsicheren kreuzgefährlichen Schöneichernen immer auf den Schuhen standet, habt Ihr mindestens zwei Tore verhindert.


Hans Sch.

Dicki hat gesagt…

Hi Hans,

ja jetzt kommt die Erinnerung wieder. Du hast recht! Da ich schon über vierzig bin, nehme ich regelmäßig Magnesium und Kalzium, esse viel Bananen - hat mal Frau Dr. Kuehne-Scheffermann im Fernsehen für das (Kurzzeit-)gedächtnis empfohlen. Deine präzise Erinnerung an das 1:0 zeigt, dass Du die Sendung auch gesehen hast. Dieses Tor war aber wirklich außergewöhnlich gut!
Danke für die Blumen bezüglich der Abwehrarbeit. Für mich ist die Defensive auch die Grundlage "nachhaltigen" Fußballspielens: "Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften!" hat mal irgendjemand gesagt.
Meisterschaft wird es bei uns nicht mehr werden, aber wir stehen bei den erhaltenen Toren an zweitbester Stelle nach Wittenau.

Effendi hat gesagt…

...da dreht sich einem ja der Magen um !
"...hat mal irgendjemand gesagt."
Dieser Irgendjemand war eben kein Irgendjemand, sondern The One And Only VINCE LOMBARDI !!!
Das nur zu Vince' Ehrenrettung !

Dicki hat gesagt…

VINCE wer?? Schlagerfestival San Remo 1965? Nebenrolle in "Der Pate" - die rechte Hand vom Paten, also Marlon Brando?
Ach der Baseball-Trainer! Der soll das gesagt haben? Der von den GREEN CRACKERS oder wie die heißen!?
Effendi, Du überrascht immer wieder mit Deinen Sport-Spezial-Kenntnissen!
Wieder was dazu gelernt!
Danke!