19. Februar 2009

Ein Unentschieden das nach Sieg schmeckt...

Es gibt Unentschieden, die sind langweilig, weil keine der beiden Mannschaften etwas riskiert. Es gibt Unentschieden, die sind wischiwaschi, nicht Fisch nicht Fleisch, weil sie niemandem weiter helfen. Es gibt Unentschieden, da müssen sich die Kontrahenten schämen, für so ein Spiel auch noch mit einem Punkt belohnt worden zu sein.

Nichts von alledem trifft auf das Nachholspiel der 7er gegen den FC Karlshorst zu. In diesem Fall schienen sogar nicht einmal die Gastgeber, die immerhin einen Zweinull- Vorsprung verspielt hatten, wirklich unglücklich über den Endstand. Das mag wohl damit zu tun haben, dass sich die Karlshorster in den letzten Begegnungen gegen den BSC immer Niederlagen abgeholt hatten; andererseits trafen hier der aktuelle Tabelldritte auf eine Mannschaft, die immer noch ihre Identität sucht.

Vielleicht lagen die Gründe ja einfach nur in dem vergleichsweise kuriosen Spielverlauf: Mit Müh und Not zu Siebend angetreten, zeigten gleich die Anfangsminuten dem BSC in welche Richtung es nach Willen der Karlshorster gehen sollte. War unsere Mannschaft noch sichtlich um erste Orientierung bemüht, spielten die Gastgeber das Spielgerät gleich zwei, drei Mal dahin, wo es richtig weh tut, nämlich auf den zentralen Mann im Zentrum, der dann versuchen sollte abzulegen. Doch dann führten sie uns gleich ihren Trick vor: scharfes, steiles Anspiel, im letzten Moment das Bein hoch nehmen und... Tor.

Okay, nichts passiert. Nicht wirklich zumindest. So würden die uns hier nicht schlagen. Doch es ging weiter wie die Feuerwehr und es mußte einem fast Angst und Bange werden, wie die Heimmannschaft loslegte. Zumal als sich dann unser Achter mit der Nummer 56 auch noch an den Seitenrand verabschiedet; oder genauer gesagt hinter den nächstgelegenen Baum, an dem er dann in nach vorn übergebeugter Haltung bis zum Halbzeitpfiff verharrte.

Nur gut, dass Schimmi bald kam. Oder dass alle anderen jetzt nicht nur voll konzentriert waren, sondern willens, die numerische Unterlegenheit mit erhöhtem Einsatz wett zu machen. Komisch- Fußball muss doch irgendwie auch Kopfsache sein: zu sechst hatte der BSC eindeutig seine beste Phase: engagiert, aufs Tempo drückend, mit hoher Laufbereitschaft und das Spielgeschehen mindestens 15 Meter weiter nach vorne verlagernd. Schade nur, dass diese Phase nicht ewig währte. Beziehungsweise, dass Karlshorst das zweite Tor gelang; durch eine Kopie des ersten. Ihr Trick, wie gesagt; selten dämlich...

Okay, immer noch nichts passiert. Oder: wer's glaubt wird selig. Andererseits war es so ein Abend, da wuchsen einzelne über sich hinaus. Namentlich unser Eisenmann auf der rechten Seite, unser Spielerbetreuer Dicki -sagt man so?-, irgendwie mit neuer Nummer, die sich noch keiner merken kann: sehr konzentriert, ohne verlorenen Zweikampf und überaus effektiv im Spielaufbau. Wenn nur die letzten Bälle noch etwas mehr Potential hätten...

Man of the match diesmal aber ganz eindeutig Mr. Ergänzungsspieler höchstpersönlich, Andi S. Mit ebenfalls hervorstechender Zweikampfbilanz, wundersamerweise immer richtig stehend- im Raum, hinten, und dann auch vorm gegnerischen Tor, mit Majer-Hackentrick nach guter Ecke von Schimmi. Das einzig absichtliche Tor im ganzen Spiel könnte man meinen, denn der Ausgleichstreffer dann Mitte der zweiten Halbzeit war auch eher zufällig: ein ruhender Ball fast von der Mittellinie, der angespielte zentrale Mann zieht den Kopf ein und... Tor. Schütze deshalb abermals Andi S.

In der Folgezeit versuchte Karlshorst mit aller Macht noch den Siegtreffer zu markieren, traf aber auf eine ziemlich sicher stehende BSC-Abwehr; hatte vielmehr selbst noch Glück, nicht noch das dritte Tor zu kassieren. Zugegeben, das wäre des Guten dann doch etwas zu viel gewesen. Am Ende stand deshalb unter dem Strich ein Zwei zu Zwei -aber wirklich eins der besseren Sorte; und Zufriedenheit allerseits über ein gutklassiges Spiel.

Eine Anmerkung fehlt. Sie betrifft unseren 'alten' Center, mit dem Künstlernamen Toni -an den einstigen Namensgeber kann man sich kaum mehr erinnern. Auch bei Amer misst sich der Weg bis zu seiner alten Gefahr nicht in Zentimetern und die bisweilen dringend benötigte Ruhe und Übersicht erzwingt sein Agieren auch nicht gerade. Aber er schafft dieses spezielle Reizklima, das der Mannschaft ansonsten so unbedingt fehlt: er kritisiert -oft zu Unrecht-, spielt selber nicht selten den falschen Ball und... motiviert (damit) ganz ungemein, er ist eigentlich immer anspielbar und treibt und bringt die Mannschaft richtig nach vorn. Mit ihm hätte die Mannschaft deutlich weniger Probleme (gehabt), ihre Identität zu finden -und das Beste: mit dem Erfolg verschwindet auch seine bisweilen ungerechte Kritik - das hat die Erfahrung gezeigt.

Vielen Dank Amer für das Bier und die Bockwurst ;-)

3 Kommentare:

Pete hat gesagt…

Hi Andreas. ein gelungener Fußballkommentar. Ich hatte das Gefühl das Spiel gesehen zu haben. Gratulation für den Punktgewinn.

Dicki hat gesagt…

Ein Klasse-Artikel! Ja, es war ein unentschieden der besseren Sorte. Auch wenn unmittelbar nach dem Spiel die Beurteilung nach "zwei Punkte verloren..." zu kippen drohte. Aber angesichts der Ausgangslage - Karlshorst Tabellendritter, Auswärtsspiel, 10 Minuten vor Spielbeginn drei Leute da, Unterzahl über die gesamte Spielzeit, mehrere hundertprozentige für die Wuhlheider in den letzten Minuten -müssen wir mehr als zufrieden sein. Die Mannschaft hat überdurchschnittlich tough auf die Situation reagiert, und sich in das Spiel gekämpft. Andi S., der Matchwinner, spielt sich immer mehr auf die 10er-Position. Und das äußerst ökonomisch...
Das Amer wieder mal da war, hat unser Spiel außerordentlich belebt. Bei aller Kritik an einzelnen Aktionen, oder gerade deshalb. Richtig Eljay!
Wir brauchen offenbar eine Reizfigur. Die Spiele mit Peter S. zeigten das gleiche Phänomen.
Dank auch an Schimmi, der arbeitsbedingt verspätet aus Tempelhof mit dem Handy nach Köpenick gelotst wurde.
Dank auch an den Autor, der schon gelbbelastet (Schiri:"Das ist dunkelgelb! Beim nächsten Mal fliegen Sie!!), trotzdem noch ein Sliding Tackling in größter Not ansetzte, und damit den Sieg unserer Gastgeber verhinderte.

Dicki hat gesagt…

Nachtrag:
"Warum spielen wir immer nur eine gute Halbzeit?
In der ersten Halbzeit kam ich mir doch etwas verraten vor. Da liest man Interviews von wegen wir wollen den Fans hier was zeigen, was geben und tollen Fußball spielen und dann kommt da so eine erste Halbzeit, in der wir nicht eine Torchance hatten.
Aber letztendlich muss man wohl mit dem Punkt zufrieden sein.
Mir wird immer nur ganz komisch bei dem Gedanken, wo wir stehen könnten, wenn wir mal das ganze Spiel durch gut spielen würden und ein paar Spiele mehr gewonnen hätten. Dann ständen wir jetzt ganz oben.
Naja, ich hoffe die Konstanz kommt bald ins Spiel, dass sich einige Spieler noch weiterentwickeln und in ihrem Spiel sicherer werden, vielleicht können wir dann wieder besseren Zeiten entgegenblicken.
Hauptsache nicht mehr so viele Unentschieden. Ich erinnere mich noch daran, wo Nürnberg mal damit gelandet ist...
Schwarzgelbe Grüße!!"

Fan aus Lemgo zum 133. Revierderby auf der Site des sechsmaligen Deutschen Meister, zweimaligen Europa-/Champion League-Sieger