Freitag 18 Uhr: Spielbeginn im Stadion Altglienicke. Glienicke gibt es bei Kladow, bei Frohnau und im Südosten bei Rudow. Auf der Homepage von Altglienicke finde ich ein Bekenntnis gegen Rechtsextremismus und Gewalt (wohl aus gegebenem Anlass) aber keinen Hinweis auf den Anfahrtsweg. Weitere Recherchen ergeben, dass dieses Altglienicke im Südosten liegt, genau zwischen U-Bhf Rudow und S Adlershof.
Als ich kurz vor halb sechs am Spielort angeradelt komme, empfängt mich Andi Schinke mit den Worten „Du kommst spät!“. Außer Andi sind Stephan, Marco, Carsten und Manni in der Kabine. „Manne und René kommen noch“ beantwortet Andi meinen fragenden Blick. „Gut“, denke ich „spielen wir also zu acht – bloß nicht gegen acht“.
Wir machen uns zu sechst warm. „Hallo Hans“ ruft jemand vom Spielfeldrand, es ist Boxer-Frank, der mir seine Hand und seinen Ziegenbart durch den Zaun entgegenstreckt. Er spielt nach uns um 19:15 mit seinen Kaulsdorfern gegen die 1. Altglienicker 7er Mannschaft – Landesliga!?
Zu Spielbeginn sind auch Manne Rakete und René eingetroffen und 15 Altglienicker haben sich warm gemacht. Eigentlich sind sie ganz friedlich, manche auch nett und nur ein, zwei Klopper sind dabei, die immer den direkten Weg auf den Knochen suchen. Der Schiri ist von Altglienicke und pfeift 59 Minuten tadellos und superfair.
Nach dem Spiel gibt Karsten im Casino eine Runde Bier aus. Nicht, weil er diesmal nur ein Gegentor kassiert hat, sondern weil er sein Studium erfolgreich abgeschossen hat. G L Ü C K W U N S C H. Das Fach war nicht genau rauszukriegen, er sprach von „mehreren Fachbereichen“. Das Knie von Stephan kann er nicht heilen, aber er kann es wohl versichern, versteuern oder verkaufen.
Als ich aufbrechen will, greife ich mir eine fremde Jacke – meiner nicht unähnlich aber leider ohne meinen Fahrradschlüssel! „Prima“ denke, ich „bei Null Grad ohne Jacke nach Hause fahren und später das Fahrrad holen!“ Doch Manni, Stephan und Andi kümmern sich um mich – und die rührige Cheerleaderin aus Altglienicke. „Hier verschwinden keine Jacken, die muss aus Versehen verwechselt worden sein“ meint sie und klärt, dass die Jacke weder den Altglienickern noch den Kaulsdorfern, die sich in der Kabine über ihren 2:0 – Sieg freuen, gehört. Ein Anruf bei dem zweifachen Torschützen Marko bringt Gewissheit und wir verabreden, Dickis Geburtstagsfeier zum Jackentausch zu nutzen.
Da die Altglienicker wohl ein Anti-Gewalt-Training absolviert haben und die Cheerleaderin wirklich nett und bemüht ist, habe ich auch Hoffnung, mein Fahrrad am Sonntag vor dem 11er Spiel in Buckow unversehrt abzuholen.
Zum Spiel: Es war ein nie gefährdeter 4:1-Sieg. Wir spielten sehr konzentriert, waren immer ein Tick besser und machten fast keine Fehler – und wenn, dann nur um Dr. Heuschrecke Gelegenheit zu geben, sein Können zu zeigen.
Zur Pause führten wir 1: 0 durch ein Abstaubertor von Stephan. Marko und Stephan, die heute im Sturm gut zusammenspielten, erhöhten nach der Pause nach Ecken oder ähnlichen Hereingaben auf 3:0. Dann hatte René seine Sternstunde. Er wurde auf der rechten Seite longline geschickt, ließ einen Gegner stehen und stürmte zur Grundlinie. Als er die weiße Linie sah, bog er nach links ab, tunnelte einen Gegner. Dann nahm er den Kopf hoch und sah Marko frei vor dem Tor stehen. Renés Heber landete genau auf Marko seiner Omme – 4:0. So hätte es bleiben können, wenn Karsten zu Null spielen könnte. Offenbar wollte der Schiedsrichter sich mit seinen Kumpels gut stellen, anders war der Strafstoß nach Andis Rempler in der 60. Minute nicht zu erklären. Karsten sprang in die Luft als der Ball im rechten Eck einschlug.
Hans
Nachtrag: Am Sonntag vor dem Spiel habe ich wie erwartet mein Fahrrad heil vorgefunden. Aber es waren zwei traumatisierte Glienicker auf dem Platz. „Ist Euch das Gewaltseminar nicht bekommen?“ frage ich. „Nein, daran liegt es nicht“ meinte einer „aber kannst Du mir erklären, wie Euer Keeper vor der Pause meinen Torschuss noch von der Linie gekratzt hat?“ „Und guck mal hier, wie sollen wir unser Tor wieder reparieren? Manni hat mit seinem Gewaltschuss das Lattenkreuz verbogen!“ – klagte der andere.
FÜR HANS S.
2 Kommentare:
Danke, lieber Hans, einmal mehr, für deine Intelligenz auf dem Platz und hinterher.
Wieder mal ein Kleinod der hiesigen Berichterstattung - ist das richtig? Sind solche Beiträge nicht schon mehr? Literatur? Egal - Hans Du hälst dein hohes Niveau mit Deinen Artikeln.
Das nächste Spiel ist gegen den FC Karlshorst - erinnerst Du dich noch? Ich bin gespannt auf diesen Artikel, Wuhlheide, Füchse, wo ist der Platz usw. Die Anfahrt dürfte (leider) diesmal kein Problem sein.
Ich hätte nicht gedacht, dass ihr gewinnt, angesichts der Personalsituation. So kann man sich täuschen!
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