18. März 2007

Peter und die Sensation von Ruhwald – Trakya Spor vs. BSC 3:6

Die deutsche Familie

Deutschland geht es schlecht! Überall Probleme!, Hohe Arbeitslosigkeit, Reformunfähigkeit, der Feinstaub, der Klimawandel, mangelnder Nichtraucherschutz und so weiter.
Aber vor allem geht es den deutschen Familien schlecht! Die demographische Entwicklung – keiner will mehr sieben Kinder kriegen, wie unsere Familienministerin-, der Bildungsnotstand, der PISA-Test, zuwenig Krippenplätze, die Verrohung unserer Kinder und Jugendlicher, die Entwicklung zur Single - Leitkultur. Und Eva Herrmann! Und es wird zuwenig geredet in den deutschen Familien!

Aber irgendwo in der City West von Berlin leistet eine kleine Gruppe Unentwegter, Fußballer über 40 Jahre alt, Widerstand gegen den gesellschaftlichen Mainstream und der Unfähigkeit unserer wirtschaftlichen und politischen Eliten. Sie „schaffen“ sich Kinder an (siehe „Mathilda und anderes“, wobei hier Peter R., Eljay, Frank B., um nur die letzten Aktiven zu nennen, unerwähnt blieben).
Und versuchen ihr bestes.

Peter

Zum Beispiel Peter S. Er wollte am Sonntag, nach einem gemeinsamen Frühstück und einem Sonntagsspaziergang mit seiner Familie ins Museum.
Ging aber nicht! Weil er Fußballspielen musste. Und schon war wieder eine Familie auseinander gerissen, der Tochter der Vater beraubt. Und Schuld war „die größte Sozialstation der Republik“ (BSC-Mitglied, Ex-DSB-Vorsitzender Manfred von Richthofen). Der Verein! Die Mannschaft! Ich!
Warum eigentlich Peter? Na ja, wir wussten was auf uns zukommt. Der Erste der Tabelle (keine Website, drei Mannschaften, spielt in der Laubenkolonie Ruhwald/Westend-Klinik)! Im Hinspiel hatten wir mit Hilfe umstrittener Aufrüstung durch die Erste Ü40 ein 1:2 erkämpft. Uns war klar, dass nur eine läuferisch und kämpferisch überzeugende Aufstellung uns Chancen eröffnete. Peter war hierfür trotz seines mitunter anarchistischen Stellungsspiels, und versuchter Ballannahmen mit der Pieke und der Fußsohle, der richtige Mann. Nämlich Kampfstark, mit guter Moral und läuferisch überzeugend.

Für Museumsbesuche bietet sich ohnehin besser der Winter an.


Kämpfen, Kontern, Chancen nutzen

Es war ein supergeiles Spiel! Wir hatten höchsten Respekt und vielleicht war das der Grund für das 1:0. Aber gleichzeitig war das auch der größte Pluspunkt für uns: Trakya meinte Laufkundschaft vor sich zu haben, und wurde überheblich, lässig und leistete nur noch mäßige Abwehrarbeit (2 Spieler). Stephan B. (vier Tore) nutzte mehrere Nachlässigkeiten, Volker und Peter erhöhten das Ergebnis auf sechs Tore.
Supergeil waren aber zwei Punkte: Eine kompakte, stellungssichere und dicht gestaffelte Abwehr um Eljay verhinderte Tore (die beiden Anschlusstreffer waren nur noch Kosmetik), baute aber gleichzeitig, oftmals sehr sicher, das Spiel auf. Leitete Konter ein!
Und hier sind wir beim zweiten Punkt: Vorne stand ein überragender Stephan B., der nie von seinen Gegenspielern unter Kontrolle gebracht wurde. Ihm in kongenialer Form zuarbeitend standen Hans Sch., Volker „Die Diva“ und Manni M. im so genannten Mittelfeld. So genannt, weil hier sowohl im defensiven wie im offensiven Bereich gearbeitet werden muss. Alle drei taten dies in herausragender Form! Einige Tore waren Kombinationsfußball aus dem Lehrbuch.

Fazit


Auch wenn Trakya zurzeit eine Formkrise hat, ist das Ergebnis ein großer Erfolg. Spielerisch aber auch rein punktemässig zeigt unsere Leistungskurve nach oben. Die Defensivausrichtung mit dem Konterfaktor sollten wir beibehalten, auch wenn wir nicht mehr gegen eine so offene Verteidigung spielen werden. Was ein guter Torwart ausmacht, sahen wir im Vergleich Marco D. vs. Trakya-Keeper: Gewann Marco nach Längen, Schade mit den drei Buden, aber „zu Null“ ist nicht immer möglich.

Marco (2+) der große Rückhalt, eine Idee fangsicherer könnte er sein; Eljay (1-) der noch ein bisschen größere Rückhalt, fing schon wieder Ausflüge nach vorne an; Schimmi (1-) früher hieß es, gegen Jürgen Kohler zu spielen ist eine Strafe: sie haben Schimmi nie kennen gelernt; Manne Z. (2) 45 Jahre Erfahrung in Abwehrarbeit gegen osmanische Gewieftheit: Sieger Manne; Hans Sch. (2+) seitdem er sich auch um die rückwärtigen Aufgaben kümmert, läuft es bei ihm, aber auch bei uns besser; Manni M. (2+) die Tendenz zeigt eindeutig nach oben, spielt flach, schnell, kämpft; Volker (2) kommt immer besser ins Spiel, ist sehr abhängig von seiner Physis; Peter (2-) machte das, was wir erwartet hatten, Abwertung durch seine unsichere Form mancher Ballannahmen; Stephan B. (1) läuferisch seit Wochen (wieder) überragend, gegen Trakya mit Killerinstinkt – der Knoten musste ja irgendwann platzen; Effendi (1) hätte Schiri gemacht; seine Zeitansagen kamen klar und deutlich; Dicki (2)

Schiri (2+) hatte in dem fairen Spiel keine größeren Aufgaben zu bewältigen


Dicki 18/03/2007

5 Kommentare:

Eljay hat gesagt…

Schließe mich an: supergeil! Einer jener raren Tage an denen einfach alles paßt und stimmt. Kann mich nicht an eine dermaßen starke Leistung seit dem legendären Johannisthal-Spiel annoweißichwas erinnern. Mit dem Unterschied allerdings, daß wir heute nicht nur in der Defensive das Feuer in den Augen gehabt haben, sondern vorne -wie sagte Dicki zuvor doch so schön über den Gegner: Fußball vom andern Stern- gespielt haben.
Okay, das ist ein bißchen dick aufgetragen, aber es war wirklich ein Vergnügen diese drei, vier direkt gespielten Angriffe von hinten mit anzusehen, die die gegnerische Abwehr wie mit einem Skalpell zerlegt haben.
So etwas werden wir kaum an jedem Spieltag zeigen können- schließlich haben heute alle an ihrer Leistungsgrenze gespielt. Die Notengebung halte ich insofern auch für nicht ganz passend, denn selten hat der Satz mehr gestimmt, daß bei einer solch (geschlossenen) Mannschaftleistung keiner besonders hervorzuheben ist. Mit einer Ausnahme: Stephan, der, wenn ich richtig gezählt habe, zwar "nur" drei Buden gemacht hat, dafür aber mit einem Geniestreich noch das Tor von Volker eingeleitet hat. Respekt, mein Lieber, das war dein Tag!

NS. - Dicki, danke für den tollen schnellen Spielbericht. Ich wußte, daß es dir ein Vergnügen ist.

Hans hat gesagt…

Dank an den Familienvater Peter! Das Museum kann warten, der Sturz des Tabellenführers aber nicht! Die Ü-50-Kollegen hätten ihren Augen und Ohren nicht getraut: Peter kampfstark, mannschaftsdienlich, mit einem schönen Tor und - ruhig!!

Dank an Dicki für den schönen Bericht, der die kulturelle Einordnung und die Stimmung prima wiedergibt.

Zum Spielverlauf noch ein paar Anmerkungen:
Marko hat wieder toll gehalten - z.B. zu Beginn der zweiten Hälfte einen Schuss aus fünf Meter Entfernung sicher gefangen! Selbst wenn er einen (oder zwei?) Bälle nicht festgehalten hat, so hat er unheimlich viele Bälle gefangen und sorgt damit für Ruhe und Sicherheit in der Abwehr. Dass er bei 20 Fangversuchen 2 Bälle nicht festhalten kann ist. m.E. gar kein Problem, denn bei Faust- oder Fußabwehr würden sich auch Chancen für den Gegner ergeben.

Eljay hat die gegnerischen Angreifer zur Verzweiflung gebracht. Wenn das erste Tackling noch nicht half - spätestens im dritten Versuch hatte er den Ball.

Zwei weitere Dinge waren m.E. für den Sieg ausschlaggebend. Erstens störten wir die Gegner konsequent und zu zweit schon kurz vor der Mittellinie so dass diese gezwungen waren, ihre Angriffe einfallslos über die Mitte vorzutragen, wo Eljay auf Opfer wartete. Zweitens klappte unser Offensivspiel: Stephan war eine prima Sturmspitze, immer ganz vorn anspielbar und dreimal sicher beim Knipsen. Alle Abwehrspieler beteiligten sich aktiv am Spielaufbau und versorgten das Mittelfeld. Im Ergebnis waren vier unserer sechs Tore richtig schön herausgespielt.

Hier noch mal die Torfolge etwas ausführlicher:
0-1: nach einer abgefälschten Bogenlampe hat ein für sein Defensivverhalten gelobter offensiver Mittelfeldspieler die Ausputzerrolle nicht konsequent genug wahrgenommen,
1-1: Stephan erobert im Forchecking den Ball und verlädt den gegnerischen Torwart eiskalt,
2-1: Volker schlägt eine Ecke mit Unterschnitt, der Torwart läßt den Ball fallen und bevor dieser den Boden erreicht hat Stephan wie dereinst Frank Mill seinen Fuß dazwischen.
3-1: Stephan revanchiert sich bei Volker mit einem Traumpass.
4-1: Schimmi tankt sich links durch, Manni (oder Volker?) zu mir, ich zu Peter, der aus spitzem Winkel direkt unter die Latte.
Nach der Pause: 5-1: Manni setzt sich links durch, eine scharfe Hereingabe auf meinen weißen Schwuchtelschuh - dann eine Beule im Netz.
6-1: Eljay von hinten zu mir, dann der Pass in den Lauf des durchstartenden Stephan - Ballannahme und Torschuss scheinen mühelos.
6-2 und 6-3: jeweils nach unserseits etwas unglücklichem Rumgestocher, von der Strafraumgrenze, einmal für den Keeper unhaltbar und einmal unglücklich (Sicht verdeckt?).

Schade nur, dass Anadolu jetzt Tabellenführer ist!

Hans

Dicki hat gesagt…

Danke für die, das Spiel und den Verlauf, und überhaupt, die positiv emotionsgeladene Stimmung wiedergegebenen, ergänzenden Bemerkungen.
In der Tat ist die Homogenität, der mannschaftsdienliche Einsatz eines jeden, die Cleverness gegen eine Mannschaft, die bisher nur einmal verloren hat (wo die zweite Niederlage lt. Tabelle herkommen soll, ist nicht ersichtlich) zu kurz gekommen.
Die Benotung? Eine Art Steckenpferd, dem KICKER und meiner Lieblingssite SCHWATZGELB.de angelehnt. Eine Gesamtnote wäre auch möglich gewesen. Wie Du sagst Eljay: Kompakter kann man kaum noch spielen!
Das bei Schlüsselspielern etwas genauer hingeguckt wird, mögen mir die Betroffenen verzeihen.
Um Gottes Willen jetzt keine Marco-Diskussion: Ein Glücksfall nach dem Ausfall Karsten. Schon gar nicht ist er fangunsicher! In der Strafrafraumbeherrschung unübertroffen, in der Luft ohne Angst und konsequent (fragt den Trakya-Vierer; er kühlt wahrscheinlich immer noch bestimmte Kopfpartien).
Vielleicht fallen in einem so gutem Spiel, die wenigen Klopse einem klarer ins Auge.

Pete hat gesagt…

Gratulation an das Team. Den Tabellenführer souverän in Schach gehalten. Respekt.
Ein Wort aus Torwartsicht zum Thema fangen oder fausten: Im Zweifel die sichere Faustvariante wählen. Also Marco, alles richtig gemacht und ein großes Spiel abgeliefert.
Pete

Eljay hat gesagt…

Wo wir hier gerade so schön am Komplimente verteilen sind: Marco, hast deine Sache wirklich sehr, sehr gut gemacht. Ich finde es vor allem ausgesprochen entspannend -schönen Gruß an Kahninho; möge er bald wieder zwischen den Pfosten stehen!-, daß man dich immer als letzten Mann anspielen kann ohne sich irgendwelche Sorgen machen zu müssen. Es ist ein bißchen ungewohnt, deshalb habe ich es wohl viel zu selten genutzt.
Desgleichen finde ich es überaus hilfreich, daß und wie du die Abwehr dirigierst. Ein Schlüssel zum Erfolg war und ist für mich u.a. auch die Kommunikation untereinander. Schimmi z.B. schätzt das auch sehr, und bis auf ganz wenige Ausnahmen war keiner der gegenerischen Angreifer jemals ungedeckt.
Man kann sich auch blind verstehen, aber das ja wohl nur ausnahmsweise. Ansonsten muß man reden, reden und noch mal reden.

Ich wünsche euch allen viel Spaß gegen Oranke!