Derby? Es geht um so viel mehr!
„Jetzt können wir uns wenigstens unbeschwert auf das Derby gegen Schalke freuen“, meinte ein sichtlich erleichterter Christoph Metzelder unmittelbar nach dem Auswärtssieg in Wolfsburg und wies so den Weg. Denn lange nicht war es derart dramatisch, wenn die Revier-Rivalen ihre Klingen kreuzten wie am kommenden Samstag. Beide Lager verbindet nur geringschätzige Abneigung. Schon den Namen des jeweiligen Kontrahenten öffentlich auszusprechen, kommt einer Todsünde gleich. Also verhöhnen die Dortmunder die unliebsame Brut von nebenan als "Herne-West", während sich die anderen mit "Lüdenscheid-Nord" behelfen. Ganz hartgesottene und unbelehrbare Kontrahenten kontern in punktuellen Aufeinandertreffen Aussagen ihrer Gegenüber mit Vokabeln wie Zecken, Kakerlaken oder Kellerasseln. Soweit zum Vorgeplänkel.
Das 129. Revierderby verspricht den vielen Anhängern Spannung & Dramatik pur. Kein Spiel in der Bundesliga vereint derartige Emotionen in beiden Lagern. Für „Metze“ ist es vor seinem Wechsel zu den "Königlichen" zudem das letzte Heimspiel im BVB-Trikot: „Das wird noch mal ein Höhepunkt, und ich denke, dass wir nach den letzten Erfolgen bestens für Schalke gerüstet sind.“ Und der ehrgeizige Roman Weidenfeller ergänzte sogleich: "Das Minimalziel ist erreicht. Jetzt können wir einen draufsetzen und den Fans mit einem Derby-Sieg etwas zurückzahlen."
Bei den Worten „Vier Minuten im Mai“ läuft den Schalke-Fans noch immer ein kalter Schauer über den Rücken. Gemeint ist das dramatische Saison-Finale vom Mai 2001, als sich Schalke für ganze vier Minuten als Meister fühlen durfte, ehe die Bayern noch einmal zuschlugen und nicht gekannte Trauer verbreiteten. Und in der Tat gibt es erstaunliche Parallelen zum damaligen Saisonfinish. Auf den Tag genau am 12. Mai 2001 war Schalke im entscheidenden Spiel als Tabellenführer zum VfB Stuttgart gekommen, verlor dort durch ein nicht mehr für möglich gehaltenes Tor von Balakov in der 90. Minute mit 0:1 und hatte es nicht mehr selbst in der Hand.Wer über wenig Selbstbewusstsein verfügt, der fühlt sich besonders schnell verunsichert und folgt dem Gruppendruck (Ulrich Wickert)
Eine ähnliche Konstellation erwartet die „Nachbarn“ auch am kommenden Samstag. Da in Gelsenkirchen alle nur noch von einer „Entscheidung schon in Dortmund“ reden und ihre Rechnung scheinbar ohne den Wirt machen, bleibt uns eigentlich nach dem Gesetz des Lebens nur die Rolle des Spielverderbers. Das Gefühl der Freude am Leid oder Unglück des anderen, kurz „Schadenfreude“ genannt, wartet also auf genussvolle Anwendung. Vorlagen dazu gab und gibt es deren reichlich: "Wenn es in Dortmund klappt, gerne. Sehr, sehr gerne", ließ sich Slomka in ARD und ZDF freudig vernehmen. Und dass die Schalker doch noch das große Flattern kriegen könnten, glaubt Andreas Müller nicht. "Ich weiß nicht, warum immer über Druck geredet wird, dieses Jahr muss es einfach sein", ergänzte der ehemalige Aktentaschenträger von Rudi Assauer in alle Kameras.

37,5 km: Was hab ich mir da eingebrockt?
Ähnlich euphorisch äußerten sich auch zahlreiche Spieler der Blauen. "Am liebsten wäre ich schon Meister. Aber eigentlich ist es egal wo: Dieses Jahr muss es einfach sein", erklärte Gerald Asamoah, der schon in den Wochen zuvor mit hanebüchenen Aussagen gezündelt hatte, er wolle Samstag „per pedes“ über die B 1 von Dortmund nach Gelsenkirchen laufen... Gut für ihn, dass es dazu nicht kommt!"Ich will es unbedingt schaffen. Es ist ein großer Traum, den sich jeder von uns erfüllen will", meinte auch Kuranyi, der mit seinem 15. Saisontor nicht nur mit Alex Frei gleich zog, sondern auch seine persönliche Bestmarke aus der Saison 2002/03 einstellte - damals noch für den VfB Stuttgart.
Hamit Altintop beschied den Dortmundern gar, sie sollen nur reden. Sein Team könne in Dortmund gar nicht verlieren, da es das seit Ewigkeiten schon nicht mehr getan habe. Große Worte gelassen ausgesprochen. In der Tat sitzt dieser Stachel sehr tief im Arsch der Dortmunder, denn die letzten drei Heimspiele gingen allesamt sang- und klanglos verloren. Zeit, dass sich was dreht... Und wer sich an die letzten vier Meisterschaftskämpfe des BVB erinnert, dem fällt auf, dass nur ein einziges Mal der Tabellenführer des Drittletzten Spieltages am Ende als Titelgewinner die Serie beendete. Einzig 1996 marschierten die Schwarzgelben schon am vorletzten Spieltag souverän als Sieger durchs Ziel. 1992 führte kurz vor Schluss Eintracht Frankfurt und der BVB (es fehlten vier Minuten zum Titel), die aber vom "Dusel-Meister" VfB Stuttgart quasi auf der Zielgeraden noch überholt wurden. 1995 überflügelte Borussia am letzten Spieltag noch den Kontrahenten aus Bremen und 2002 machte Leverkusen am vorletzten Spieltag schlapp und verlor auswärts ebenso wie zuvor schon Bremen oder Frankfurt. Insgesamt nicht unbedingt eine positive Konstellation für Blauweiß.
Dennoch wird sich der Anhang des Tabellenführers voll gieriger Vorfreude in Scharen aufmachen in die schönste Stadt des Ruhrgebiets.
Die Revolution liebt den Verrat, nicht aber die Verräter!
Kolportierten Zahlen aus Fanklub-Kreisen zufolge sollen sich etwa 20- 25.000 Schalker auf den Weg nach Dortmund machen. Da fragt man sich unweigerlich, wie geht so etwas? Nun, die Ticketingzukäufe der letzten Monate deuten darauf hin, dass es eine Vielzahl von leidenschaftslosen Dauerkarteninhabern im Westfalenstadion gibt, die ganz nach dem Motto „pecunia non olet“ noch einmal für ein paar „Silberlinge“ zum Judas wurden.
Solche „Fans“ braucht niemand. Wer solche Menschen kennt, sollte sie meiden und verachten. Es wäre überdies auch konsequent und richtig, allen namentlich bekannten „Überläufern“ das Recht zu verwehren, jemals wieder in den Genuss einer Jahreskarte kommen zu können. Heutigen Stellungnahmen des BVB zufolge wird es diesbezüglich die eine oder andere (unliebsame) Überraschung für die „Erwerber“ geben. Ausgeschlossen z.B. wird der Zutritt zu den Dortmunder Fan-Blöcken in „Fanfremder Kleidung“, was auch auf der jeweiligen Eintrittskarte vermerkt ist. „Wenn Schalker Tickets für die Südtribüne gekauft haben, müssen sie ihre Fan-Kutte abgeben“, erläutert Hockenjos. Sie begeben sich sehenden Auges ins Wagnis, erkannt und enttarnt zu werden. …
Wer den BVB und seine „Sicherheitspolitik“ hingegen richtig kennt, der kann in etwa einschätzen, dass den großen Worten in der Presse am Ende so gut wie keine Taten folgen werden. Uns wird beim Derby wohl in vielen Blöcken auf den Tribünen das blanke Chaos erwarten. Borussia hätte das alles im Vorfeld verhindern können, wenn fähige Leute am Werk gewesen wären. Da es aber dem Verantwortlichen im Bereich Ticketing, Matthias Naversnik, scheinbar einen feuchten Kehricht schert, welcher Fan nun in welchem Block seine Karte erworben hat, werden sich zumindest kleinere Scharmützel kaum vermeiden lassen. …
Hass ist ein unwillkürliches Echo der Angst, denn Angst erniedrigt (Graham Greene, Der menschliche Faktor) ……
Holger W. Sitter & Sascha Mimberg, 07.05.2007
1 Kommentar:
BVB-Sch..ße 04. Das wird ein Hammerspiel. Endergebnis 2-2.
Torschütze zum 2-2 Smolarek in der 94. Minute.Das reicht dann für den VfB.
BSC-Wilmersdorf ebenfalls 2-2. Das wäre doch ein gutes Wochenende
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