Wir bekamen die Kabine EINS, und hatten kleine Pfützen in der Kabine vorgefunden. „Hier wurde gefeiert!“ mutmaßte Stephan. „Nach Bier riecht es aber nicht!“ urteilte Andi Sch. „Vielleicht Sekt!?“ warf Klaus Sch. (wieder Man of the Match) in die Sachverständigenrunde ein.

Mittlerweile ist der BSC Eintracht/Südring v. 1931 e.V. mit 1300 Mitgliedern (1999) der größte Kreuzberger Sportverein, davon 45% mit Immigrationshintergrund (Farben: schwarz/rot). Unsere Gegner stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Technisch stark, besonders der Libero und der zurückhängend spielende Mittelstürmer, kombinationssicher allemal. Die drei Tore hatten einen HALLOWACH - Effekt. Langsam kann man sich daran gewöhnen: Der BSC kassiert die Tore, meistens sehr früh und spielt danach den Gegner an die Wand. Ob sie noch mal zugelegt hätten, wenn Stephans Pfostenknaller rein gegangen wäre? Es bleibt zu bezweifeln, konditionell waren sie uns klar unterlegen. Aber wir machten die Tore nicht. Immerhin, und das ist das Positive: wir erarbeiteten uns endlich mal Chancen. Ein stark verbesserter Marco wirbelte, Stephan rackerte wie in besten Tagen unterstützt von einem agilen Andi Hä, von dem allerdings seine gefährlichen Fernschüsse auf sich warten lassen.

Auch die an den letzten Spieltagen wie ein Torso wirkende Abwehr hatte sich (nach zwanzig minütigem Tiefschlaf) gefangen, allen voran Klaus Sch. (Andi Hä.:“ Der ackert ja wie ne`HafenXXXXX!“). Peter R. zeigte sich sicher, wie wir es eigentlich bis zum letzten Spieltag von ihm gewohnt waren. Eljay, diesmal vor der Abwehr, durchaus Impulsgeber. Schimmi hatte Anfangschwierigkeiten, noch gravierender der Autor. Mit dem erzeugte er, wenn es gar nicht anders ging, Freistösse im mittleren Bereich und sorgte somit für Luft der eigenen Mannschaft und Respekt bei den Kreuzbergern. Hans Sch., Hartmut und John spielten unauffällig, aber durchaus effektiv. Auch Andi Sch. konnte ab und an seine Ballsicherheit und Übersicht einbringen. Durch seinen Trainingsrückstand liegt er z.Zt. vielleicht bei 75% seines Könnens.
Dreinull gegen eine Mannschaft zu verlieren, die uns mindestens ebenbürtig war, ist bitter.
Willi Boos hat sicher noch öfters verloren. Einmal hat Ebi ihn zu einem Zeitzeugengespräch in seine Schule eingeladen. Er erzählte den sechzig Jahre nach ihm geborenen, von den zwanziger Jahren, vom illegalen Widerstand und vom Fußballspielen unter den Nazis: „Bereits 1936 stießen unsere (FICHTE-) Handballer, Turner und Leichtathleten wieder zu uns (Südring)…Die Behörden, insbesondere die politischen, waren sich aber doch mehr oder weniger darüber klar, wer wir eigentlich waren, und so wurde (ich) wieder verhaftet wegen Fortführung illegaler Arbeitersport-Organisationen. Da jedoch damals 2 Mitgliederlisten existierten – in der ersten waren alle die, die nicht gern gesehene Bürger dieses Staates waren, nicht enthalten – ging die Sache noch mal gut ab.“ Oder wie er seine Vereinsjugendlichen mithilfe gefälschter Stempel vom HJ-Pflichtexerzieren befreite: “Und denn hat mir so`n halber Janove mal gesagt, wie man so was fälschen kann. Wenn du ein Ei nimmst, kochst du es, ziehst die Pelle ab, rollst`n über`n Stempel, kannst ihn da wieder hinrollen. Hab ick jemacht für die Bengels. Kannst du dir vorstell`n, dass die mir die Rübe abjehauen hätten? Fälschung von Hoheitszeichen.“
Nach 1945 gehörte Willi zu den Neugründern von Eintracht Südring, war langjähriger Vorsitzender. Das Clubhaus in der Baerwaldstraße ist mit Eigenbeteiligung in den Neunziger Jahren neu erstanden - und nach Willi benannt worden.

Wie geht es weiter mit den Siebenern? Das Spiel, so frustrierend es war, gibt Hoffnung. Langsam, viel zu langsam nähern wir uns dem Leistungsstandard der letzten Saison. Mit John und Andi Hä. haben wir neue Optionen. Die Konzentration auf die Defensivarbeit, mehr Kommunikation auf dem Platz und drei, von Stephan mitzubringende Bälle zum Warmmachen sind, Willi** hätte gesagt, „Die Losung der Stunde!“
*volatiles Inhalationsanaesthetika, bei OPs verwendet, nicht mehr zugelassen, da leberbelastend
** Willi Boos lebt 97 jährig, demenzkrank in einem Pflegeheim
Dicki 19/09/2007
1 Kommentar:
Ey, Dicki, schöner und guter Bericht. Das Südring- Spiel war in meinem Kopf erst mehrere Stunden nach dem Schlußpfiff wirklich vorbei. Ich wollte noch so viele Dinge im Nachhinein korrigieren. Schade, daß ich am Montag passen muß.
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