17. Juli 2008

Giacinto Facchetti, * 18. Juli 1942

In fußballinteressierten Schulfreundes- und Vereinskreisen (vgl. zum FC Lichterfelde 12 Näheres hier: http://bsc50.blogspot.com/2008/03/wer-ist-eigentlich.html) wurden Mitte der 60er Jahre einander legendäre Heldentaten eines gewissen Facchetti zugeraunt. Die Zeitungen schrieben vom ersten Fußballer, der 100 m in 11 sec spurtete. Einen ersten visuellen Eindruck erhielt ich beim Sammeln der Fußballbilder – die damals noch lange nicht „Panninibilder“ hießen. Die Bildchen der 66er-WM hatten Briefmarkengröße, Effendi hat noch das Original-Album. Auch im aufwändig gestalteten 1970er Aral-Album, noch bei Dicki zu bewundern, war Facchetti an prominenter Stelle vertreten. In Fernsehübertragungen von Länderspielen Italiens oder vom Europacup der Landesmeister mit Inter Mailand beobachteten wir staunend sein elegantes, dynamisches Spiel. Er interpretierte seine Verteidigerposition in bis dato nicht für möglich gehaltener Weise. Ich behaupte, er kreierte bereits in den 60ern den Stil des 21. Jahrhunderts. Und, er könnte auch heute noch mithalten, so gut wie Phillip Lahm wäre er allemal ...

Giacinto Facchetti (Größe: 189 cm, Gewicht: 86 kg) kam 1960 von US Treviglio zu Inter Mailand. »Facchetti«, sagte Trainer Helenio Herrera 1961, »wird eine Säule meiner Inter sein.« Und so war es. Mit Inter holte Facchetti vier Meistertitel (1963, 1965, 1966, 1971), zweimal den Europapokal der Landesmeister (1964 und 1965) und zweimal den Weltpokal (1964 und 1965). Als er nach dem italienischen Pokalsieg mit Inter 1978 abtrat, hatte er 476 Spiele für die Blau-Schwarzen in der Serie A bestritten und mit sensationellen 75 Toren für Inter und die Squadra Azzurra echte Stürmerqualitäten im nicht gerade offensiven italienischen System bewiesen.

Facchetti absolvierte 94 Länderspiele (1963-1977). Er nahm an drei Weltmeisterschaften teil und holte 1968 den Europameistertitel. Fast alle Spiele bestritt er zusammen mit seinem besten Freund und Mannschaftskollegen Sandro Mazzola (* 8.11.1942), dem klassischen Regisseur und “10er“ von Inter und der Sq. Azzurra (Sohn von Valentino Mazzola, Kapitän der legendären Mannschaft des AC Turin, deren Spieler 1949 bei einem Flugzeugabsturz alle ums Leben kamen.
Sandro Mazzola wurde 1977 nach 17 Jahren im Dress von Inter Mailand verabschiedet.)
Facchetti war Kapitän natürlich auch der italienischen Auswahl, die im WM-Halbfinale 1970 in Mexiko das Jahrhundertspiel gegen Deutschland (4:3 n.V.) bestritt. Dieses Wahnsinnsspiel – ins kollektive Gedächtnis unserer Nation eingemeißelt – verdient es, hier kurz vertieft zu werden, siehe folgende statistische Daten:


In diesem Spiel kämpfte und spielte Facchetti wieder einmal am obersten Limit, doch diesmal war ihm ein anderer Verteidiger ebenbürtig: "Unser Italiener" Karl-Heinz Schnellinger machte das Match seines Lebens und hielt zudem Deutschland mit seinem tollen Tor in der 90. Minute im Spiel. (Ernst Huberty verleitete das zu dem Kultausspruch „ausgerechnet Schnellinger ...“)
Facchetti beendete am 7. Mai 1978 nach 475 Spielen und 59 Toren für Inter seine aktive Karriere und wechselte in das Management des Vereins, wo er später Vizepräsident und 2004 Präsident wurde.

Er starb am 4.9.2006 an Krebs und hinterließ Ehefrau und vier Kinder. Nach seinem Tod trauerte das ganze Land um eine großartige Persönlichkeit.
Facchetti wäre heute 66 Jahre alt geworden.


Axel Schw.

1 Kommentar:

Axel hat gesagt…

Hallo Sportsfreunde,
eigentlich sollten die Fotos 2 und 3 beim Anklicken so wie Foto 1 vergrößert aufspringen, hat aber leider nicht geklappt. Wer also die statistischen Daten des Jahrhundertspiels betrachten möchte, kopiert das Bild und betrachtet es dann vergrößert auf dem Monitor.
Übrigens, Mario, Facchetti trug immer die Nummer 3, so wie Du! Na, man soll sich ja hohe Ziele setzen...
Schönes WE allerseits