Wir saßen zu zehnt um einen SCHAUB-LORENZ Schwarz-Weiß-Fernseher und starrten gebannt auf die Autokolonne und die unübersehbaren Menschenmengen. Im Vergleich zu heutigen Berlin-Marathon Zeiten gleicht Berlin da eher einem Kurort. Eigentlich suchten wir Herrn Michaelis. Herr Michaelis war ein Freund meines Vater, und war Fahrer von Willy Brandt. Manchmal auch von Rolf Schwedler, was bis in den späten Morgen gedauert haben soll, und für Herrn Michaelis sehr vergnügsam war. Für den Herrn Bausenator auch, hörte man. Herrn Michaelis sahen wir dann auch, aber erst im vierten Daimler, mit Mastrojanni - Sonnenbrille und der markanten Halbglatze. Wir waren sehr enttäuscht. Stimmung kam erst auf, als der Ami deutsch sprach: „Isch biin ain Beurlliner“ Die Erwachsenen rasteten fast aus. Es war der 22. Juni 1963 ,die Zeit des alten Westberlins. Die Amerikaner „Die Schutzmacht“, das Chrutschow -Ultimatum lag erst wenige Jahre zurück, die Kuba - Krise auch. An Vietnam, Abu - Ghraib, Guantanamo und Heuschrecken war nicht zu denken.
Als John F. Kennedy am 22.11.1963 in Texas erschossen wurde, brach in ganz Westeuropa kollektive Trauer aus, im westlichen Berlin gar Hysterie, angeheizt von der Springer-Presse.
Um diese Zeit wurde uns ein Kind geboren. Und weil das damals vor dem Schöneberger Rathaus so schön war, nannten die Eltern es JOHN. Wir wissen nicht, ob sie Maria und Joseph heissen, wissen aber, dass John jetzt Lieblingsgast von Maria ist.
So wurde der kleine John größer, hieß zwischenzeitlich „Little John“ nach dem jüngsten Sohn von Cartwright sen., dem Eigentümer eines landwirtschaftlichen Betriebes im Wilden Westen, der BONANZA - Ranch. Tatatatatata taaaaaa, tatatatata ta ta ta ta taaaaaaaa, tatata ta ta ta ta taaa. Ihr erinnert euch!?
So gingen die Jahre ins Land, und bald wurde unser heutiger Protagonist „Brother John“ genannt, in Anlehnung an einen Assistenten eines bekannten Freiheitskämpfers aus Nottingham Forrest/England. Ob wegen der gleichen Freiheitsliebe seines Namensgebers, oder wegen anderer Ähnlichkeiten sei hier dahingestellt.
Wie der richtige „Brother John“, schloss sich der mittlerweile mit einem BMI von 40 Behaftete einer Gruppe Desperados an, die jede Woche Raufhändel mit anderen Gesetzlosen durchführte.
Und da sind wir schon bei den Vorkommnissen des letzten Montags:
John traf zum ersten Mal. Nein, nicht mit Pfeil und Bogen, oder dem „Brother – John - Stick“, sondern mit dem Fuß. Den Ball. Ins Tor. Zum Endstand von 5:0 für die Siebener.
Zweimal war er vorher kläglich gescheitert, beide Male alleine vor dem Tor, vielleicht dreißig Zentimeter vor der Torlinie. Er hätte den Ball nur anhauchen müssen, um die glänzend von Stephan und Amer aufgelegten Pässe zu verwerten. Einmal dritter Stock, einmal Ballsuche auf dem Hohenzollerndamm waren die Ergebnisse.
Aber dann. Die komplizierten liegen ihm offenbar. Aus seitlicher Position, das Eck deckte der Keeper von Eintracht Mahlsdorf III eigentlich ab, piekte John irgendwie das Spielgerät über die Linie, nachdem er vorher auf kleinstem Raum zwei Mahlsdorfer ausgedribbelt hatte.
„Ich bin so glücklich! Ich danke der Mannschaft und dem BSC für dieses Erlebnis!“ stammelte er voll gepumpt mit Glückshormonen dem FuWo - Berichterstatter in den Block. „Das Tor widme ich meiner Frau und Maria!“
Noch dutzende Male musste John seinen schulterklopfenden Mannschaftskameraden den Hergang der Ereignisse schildern.
In der noch in der Nacht herausgegebenen Meldung der FuWo, klingt das alles etwas nüchternder:
„Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung besiegte eine in jeder Phase überlegene BSC Ü40B-Mannschaft die schwache dritte Eintracht aus Mahlsdorf. Der BSC präsentierte sich hochkonzentriert, kombinationssicher und läuferisch immer auf der Höhe. Ein Spiel wie aus einem Guss. Aus der Mannschaft jemanden herauszuheben verbietet sich eigentlich, jedoch waren Motoren des Spiels, die überragenden Stephan B. und (nach langer Zeit mal wieder) Amer A.-N. Und das nicht nur wegen der beiden Tore, die die Beiden erzielten. Die Basis der Grunewälder stellt nach wie vor die Abwehr dar (Schimmi Sch., Frank B., Dicki K.), zusammengehalten vom zweikampfstarken Hartmut Sch. und dem Torwart, Katze“ Karsten N. Das Aufbauspiel gestalteten im Wechsel A.-N., B. und der mit seinem ersten Tor für die Mannschaft reüssierende John J., assistiert von Manni M. und dem in der Schlussphase aufgebotenen Hans Sch. Ob der Bezirksliga-Absteiger immer Gegner dieses Spielniveaus haben wird, ist zu bezweifeln, genauso wie vorausgesagt werden kann, dass es für die Mahlsdorfer eine schwere Saison werden wird.“
Dicki 23/09/2008
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2 Kommentare:
Hai Dicki.Die Bonanza Melodie geht:"ta tatata tatata tatata tatataaataaaa_und 3 und 4 und ta tatata tatata tatata tatata tatatatataaaa" !!
Danke für diese notwendige Korrektur!
Kannst Du auch die von "High Chapperal"?
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