Was ist ein gutes Spiel? Wenn man die Strategie, die sich die Mannschaft gegeben hat, bis zum Schluß durchhält? In diesem Falle eine defensiv aufgestellter Mannschaftskörper, der bis auf Stephan erst an der Mittellinie aktiv wird, dann aber richtig… Oder zählt der Anteil des Ballbesitzes? Die Quote war gegen unseren Gegner diesmal pari. Oder zählen die gewonnenen Zweikämpfe? Da hatten wir ein klares Übergewicht. Schmöckwitz-Eichwalde kam eher durch Abspielungenauigkeiten, und durch Unklarheiten der Laufwege unsererseits, in Ballbesitz.
Oder zählen die klaren, die 100 prozentigen Torchancen? Da dürften wir auch leicht vorne sein. Die Vorstädter hatten vielleicht fünf – zweimal vollstreckten sie, zwei entschärfte Karsten so spektakulär, dass sogar der Gegner ihm gratulierte, einmal ein mir nicht mehr in Erinnerung, am Torpfosten stehender BSCer. Wir hatten vielleicht sechs oder sieben, einige Male tauchte Stephan vor dem Keeper alleine auf, eins „machte“ er.
Also wieder an diesem Freitag in den Osten, in die Vorstadt. Schmöckwitz-Eichwalde. Eichwalde gehört zum Stadtgebiet von Berlin, Schmöckwitz zum Bundesland Brandenburg. Sie haben eine gemeinsame Haupeinkaufststraße, die Waldstraße. Da der Grenzverlauf wechselt, stehen zwischen Schmöckwitz und Eichwalde ständig Schilder. Hier ist man aus Berlin draußen, hier wieder drinnen. Ein geteilter Ortsteil also. Ein sozialer Brennpunkt sieht allerdings anders aus. Viele Jugendstilvillen, Eigenheime, Altbaumbestand und die Dahme ist in unmittelbarer Nähe. In der Kabine unseres Gegners war daher auch Gesprächsthema, wer sein Boot schon geslippt hat.
Es war ein noch milder, 13 Grad warmer, Novembertag. Als wir den Spielort erreichten, hörte langsam der Nieselregen auf. Fritz-Walter-Wetter also. Schmöckwitz-Eichwalde hat einen kleinen Rasenplatz. Das wussten wir vorher. Also Töppen mitnehmen. Ist doch klar! Mindestens vier Mannschaftskameraden hatten keine mit, spielten in ihren Kunstrasenschuhen. Sie gaben offen zu, gar keine Stollenschuhe zu besitzen. Nein, ich werde jetzt nicht die Nummer des Spendenkontos angeben. Es handelt sich nämlich bei den Betroffenen nicht um die Klientel, die in Fußgängerzonen vor den Eingängen der Kaufhäuser mit einem Hut vor dem Schoß sitzt. Oder die in den Bahnhöfen der U-Bahn, mit der Gitarre, Bob Dylan-Lieder trällern.
Es war ein kampfbetontes Spiel. Die Schmöckwitzer, Eichwalder, was auch immer, waren vor und nach dem Spiel sehr freundlich. Auf dem Feld kannten sie keine Freunde. Begleitet von ständigem Reklamieren führten sie die Zweikämpfe mit einer gesunden, manchmal darüber hinaus gehenden Härte. Die gesamten Umstände - nasser, tiefer Grasboden, gleißendes Flutlicht, ca. 20 lautstark kommentierende Zuschauer (mittenmang Hans Sch.), Gegenspieler in deren Gesichtern das Feuer loderte - erinnerten an ein Spiel der schottischen First Division.
Wir nahmen den Kampf an. Bis auf einen Totalaussetzer des BSC-Spielers mit der Nummer 4 (er verursachte in der dritten Minute einen unnötigen Handelfmeter), stand die Abwehr gut. Unterstützt wurde sie von einem diesmal mit Kopfbällen glänzenden Axel Sch., einem wiedergenesenden Hartmut, der nach einem Dialog mit seinem Gegenspieler richtig aufdrehte. Es ging irgendwie um Homosexualität. Die Wortwahl, und Gesprächskultur zwischen den Beiden, war etwas anders als hier sachlich, nüchtern wiedergegeben.
Tja, wie gesagt: Ein gutes Spiel von uns. Wenn nicht das Ergebnis wäre. Festzuhalten bleibt, dass Eljay sich immer mehr seiner Super-Form der letzten Saison nähert, zumindest wenn er hinten steht. Für Katze-Karsten gilt das gleiche. Aber der steht ja immer hinten. Der mit immer höherer Frequenz spielende Volker D. konnte diesmal nicht wie gewohnt Akzente setzen. Sein limitierter konditioneller Zustand lässt zur Zeit noch keine eine höhere Wettkampfhärte zu. Stephan war sicherlich unser Bester, wenngleich manche Aktionen (ich meine nicht die verhauenden Großchancen, dass kann jedem Stürmer passieren) nicht erklärlich sind. Auch Manni ist stark im Kommen. Er war überall zu finden, läuferische Extraklasse.
Von der Ü50 sprangen kurzfristig Micha K. und Axel Sch. ein. Großer Dank, insbesondere weil die beiden am Tag vorher in einem anstrengenden Match, den Tabellenführer geschlagen hatten (3:0). Der nicht immer schnellere Micha K. gab mit seinen schulmäßig vorgetragenen Sliding Tacklings dem britischen Gepräge das Sahnehäubchen.
Was ist ein gutes Spiel? Wenn alle im Clubhaus der Eichwalder sitzen und ein Schultheiß vom Faß trinken? Wenn jeder im Spiel „mitgenommen“ wurde, etwas Spaß hatte?
Mit dieser Einstellung können wir am Montag, den 12.11.2007 in den schweren Pokalfight gegen Anadolu gehen!
Am Samstag, den 17.11.2007, 9:30 Uhr erwartet uns wieder eine Mannschaft in Augenhöhe, Fernsehelektronik. Dem Spielberichter fällt dann bei so einem Vereinsnamen das Hauptthema schon in den Schoß. Vergleiche mit Queen of the South, Hamilton Academical, Heart of Midlothian FC (alle Schottland) bieten sich da förmlich an.
Auf der Insel gibt es eine Trikotkultur. Die Siebener wird, nach Diskussion in der Kabine, die nicht nur bei Flutlichtspielen suboptimale Schornsteinfegerkluft, durch überziehen des gelben, kurzärmligen Trikots auftunen. Mal sehen ob es hilft!?
Dicki 03/11/2007
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