Ein müder, trauriger Rentner trottete zur BSC-Kabine. Er war sehr müde und sehr traurig, so langsam wie er ging, der Rentner, mit seinem gebeugten Oberkörper, den vorgezogenen Schultern und dem gesenkten Kopf. Wenn man genauer hinsah, erkannte man, dass der Rentner Schweißtropfen auf der Stirn hatte und ein gelbes Trikot trug. Und wenn man ganz genau hinsah, fiel auf, dass der Rentner eine wirklich frappierende Ähnlichkeit mit Schwaben-Klaus hatte. Er hatte auch die gleiche Stimme. Mit dieser Stimme sagte er: „Jetzt habe ich in zwei Jahren nur einen Punkt geholt seit zwei Jahren nicht mehr gewonnen. Das geht jetzt wirklich an die Psyche.“
Die Botschaft dahinter ist klar: Der BSC, genau gesagt: Die Zweite 11er der U-40, kann nicht gewinnen. Das ist natürlich horrender Blödsinn.
Sie kann selbstverständlich gewinnen. Das geht sogar ganz einfach. Zum Beispiel, wenn der Gegner aus elf Mann besteht, die man kurzfristig in der Seniorenresidenz Wilmersdorf beim Nachmittagstee rekrutiert und ihnen verspricht, dass jemand auf ihre Gebisse aufpasst, wenn sie auf dem Platz stehen. Oder wenn der Gegner aus sechs rüstigen Ü-60-Spielern besteht, die in Gummistiefeln und mit Bleiwesten antreten. Man kann natürlich auch Hansi in die Kabine des Gegners schicken, damit er dort verkündet: „Ich heiße Daniel, ich bin 56 Jahre alt, ich habe seit drei Tagen nicht mehr gegessen und lebe seit vier Jahren und fünf Monaten auf der Straße, weil mich meine Mutter nach der 16. Niederlage in Folge rausgeschmissen hat. Sie nimmt mich erst wieder auf, wenn ich einen Sieg erreicht habe. Ich würde mich deshalb über drei Punkte wahnsinnig freuen, damit ich wieder eine warme Suppe bekomme. Ich weiß, dass ich Euch ganz fürchterlich nerve, weil ihr Leute wie mich bestimmt schon oft erlebt habt, aber ich schwöre, dass ich es ganz bestimmt ernst meine. Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Sonntag.“
Wie gesagt, alles kein Problem. Wissenschaftlich, im Feldversuch, ist nur noch nicht erwiesen, welche Mindestkriterien für einen Sieg der 11er erfüllt sein müssen. Klar ist nur, welche Kriterien ganz sicher nicht reichen.
Ein Gegner, der nur mit zehn Mann antritt, dessen spielerische Möglichkeiten eigentlich gerade reichen, um auf einem Bolzplatz Siebenjährige auszuhebeln, und dessen schnellster Spieler kurz nach Spielbeginn schon leicht kurzatmig verkündet: „Nach zehn Minuten bin ich konditionell am Ende“, der ist zu anspruchsvoll für den BSC. Anders gesagt: Berliner SC II – TSV Helgoland 0:2 (0:0).
Selbstverständlich hat auch einiges geklappt am Samstagnachmittag: Beim Aufwärmen hat sich keiner verletzt, und das Schiedsrichter-Problem löste der BSC souverän. Der angesetzte Unparteiische war nicht erschienen, Boris übernahm seinen Part und leitete das Spiel mit einer Pfeife, der er offenbar aus einem Kaugummiautomaten gezogen hatte. Aber das war ja nur die Kulisse. Die Strategie wird im Verborgenen festgelegt. Dort, wo man nur die vertraulichsten Dinge beredet, auf dem Klo also, raunte Manni vor dem Spiel einem Mitspieler zu, dass „unser erstes Ziel darin bestehen muss, die Null zu halten“. So wie er es sagte, hatte es schon etwas von einer Beschwörungsformel. Und sie passte ja auch zu dem sorgenvollen Gesicht von Schwaben-Klaus, mit dem er in der Kabine aufgezählt hatte, wie viele Punkte Helgoland in der vergangenen Saison gewonnen hatte. „18“, knurrte Klaus.
Mehr sagte er nicht, die Zahl wirkte auch so. Die Bilanz des BSC erwähnte er nicht. Die hätte auch gewirkt, aber das wollte er doch lieber vermeiden. Aber klar war damit jedem: Der BSC würde unter enormem Druck stehen. Doch unter Druck stand erst mal nur Hansi, weil er sich beim Aufstellen der Tore einen Pfosten auf seinen Fuß presste. Das tat höllisch weh und war wohl auch der Grund dafür, dass er in der zweiten Halbzeit auch nach fünf Minuten Rennerei, so schnell es der Laufstil zuließ, den kleinen Hund noch nicht eingefangen hatte, der über den Rasen rannte. Efena erledigte den Job dann mit einem Griff. Das Spiel also.
Weil dieser Spielbericht bis zu dem Punkt bereits geschrieben war, als der Text von Eljay auftauchte, also nur der Spielbericht selber noch fehlte, bricht der Autor hier ab und verweist fürs weitere bittere Geschehen auf den unten stehenden, zutreffenden Bericht.
Es lebe der Sport!
Frank B.
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3 Kommentare:
Efena hat den Hund sogar unter erschwerten Bedingungen eingefangen. Constantin hing noch im Tragegurt vor ihrem Bauch.
Zum Spiel: Vorne harmlos, hinten zweimal schlafmützig.
Hallo Freunde,
ein keiner Trost: Ihr schreibt dafür die besten Spielberichte!!!
Und seid die Fairsten!, auch wenn es vielleicht nicht wirklich genial war, Boris als Schiri auflaufen zu lassen, der dann als Antreiber fehlte.
Und 3. kann es nach diesem Auftritt nur aufwärts gehen - spätestens wenn Ihr in absehbarer Zeit eine 2. Ü50 anmeldet.
Mittwoch sollten wir beim Training erst mal Hündchen-Fangen üben, das gehört im Berliner Spielbetrieb zu den basics.
Schönen Abend allerseits,
Axel
Hallo Jungs,
was ich Franks Kommentar entnehme ist:
Ihr wollt ja gar nicht gewinnen!
Ihr wollt immer nur Tore verhindern, aber keine schießen.
Wie wäre es mit: beim Training von Manni mal ein paar Tritte in den Arsch und wer nicht rennt fliegt raus!
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