Die Teambesprechung vor dem Spiel wurde in gewohnt prägnanter Form von Dicki durchgeführt. Da war durchaus ein taktisches Konzept ersichtlich, da hatte alles Hand und Fuß.
Das Warmmachen schien mir schon weniger professionell: Nach einer Runde um den Platz mit Stefan, Dicki und John, wollten wir mit Verstärkung zum Vier gegen Eins ansetzen, wurden aber von den Hockeyspielern in die Schranken gewiesen, da diese den Platz bis 19.30 Uhr beanspruchten. Ich schlug dann vor, in zwei Viererreihen aus einer geschätzten Entfernung von 7 m direkt zu spielen, was aber aufgrund technischer Probleme kein Lehrfilm zum Mitschneiden wurde.
Dann das Spiel. In der 1. Halbzeit standen wir gut und hielten verdient ein 0:0 gegen technisch versierte Türken. Wie gesagt, alles ganz unspektakulär. Dann das 0:1 nach einer schönen Einzelleistung des türkischen Stürmers, gepaart mit etwas Glück.
Und kurze Zeit später kam es dann zu einem der sonderbarsten Ereignisse meines aktiven Fußballerlebens, dass immerhin rund 39 Jahre andauert - okay, wenn man verletzungsbedingte Ausfallzeiten abrechnet, komme ich vermutlich nur auf 5 Jahre...
Flanke bzw. Pass der Türken von deren rechter Angriffsseite aus dem Halbfeld. Das von Pete gehütete Tor umrahmt von einigen gelben BSCern, weit und breit kein in rot gewandeter Hürtürke. Der Ball läuft halbwegs parallel vorbei an unserem Tor, geschätzte 5 m entfernt. Als das Spielgerät in Höhe unseres 2. Torpfosten sang- und klanglos droht, ins gegenüberliegende Seitenaus zu gleiten bzw. im schwarz-gelb dominierten Niemandsland des Feldes anzukommen, spritzt Dicki mit einer geschätzten Geschwindigkeit eines früheren Oleg Blochin (oder für Freunde der Leichtathletik: Ben Johnson) dazwischen, den Kopf in Richtung eigenes Tor gerichtet und schießt den Ball aus Nahdistanz scharf und gezielt knapp am Pfosten vorbei unhaltbar ins eigene Tor. Pete machte keine Anstalten, sich zu bewegen, weil er - wie die anderen 13 auf dem Platz stehenden Feldspieler - keinen Angriff auf unser Tor erwartete. 0:2.
Merkwürdig: Die Türken jubeln gar nicht.

Niemand sagt etwas, alle sind verwirrt, das Spiel geht weiter, wir verlieren 0:5, da wir hinten zu sehr aufmachen, um noch etwas zu reißen, aber die Türken sind klar besser.
Erwähnenswert noch zwei Szenen: In der gegnerischen Hälfte wird Dicki alias "Dückü Knüyp" gefoult - so sieht es zumindest aus. Dicki steht nach einer Weile auf und spielt weiter. Das ist für Eingeweihte das zweite Signal.
Dann noch ein schöner Zusammenprall von John mit einem Gegner, der etwa die Hälfte von ihm wiegt - was natürlich nur der ungemeinen Leichtigkeit des türkischen Mitbürgers geschuldet ist. John bleibt unbeeindruckt stehen, sein Kontrahent kann sich nach geraumer Zeit nur mit Mühe vom Boden erheben und fordert einen Freistoß, der trotz Unschuldsmine von John auch gepfiffen wird.
Nach dem 0:5 müssen wir anerkennen, dass die Türken in der 2. Halbzeit besser waren. Aber: Lag dies daran, dass alle innerlich noch mit der ominösen Szene, die zum 0:2 führte, beschäftigt waren?
Spekulationen über Dickis Vereinswechsel zu Hürtükel und über einen längeren Türkeiaufenthalt in einem 5 Sterne Hotel ist dieser bislang ebenso wenig entgegengetreten wie dem Umstand, dass er - wie vereinzelt spekuliert wurde - doch möglicherweise Vorfahren aus dem Osmanischen Reich hat. Wir hätten uns jedenfalls als Mannschaft ein Dementieren dieser Gerüchte, zumindest in bester Magath-Manier, gewünscht. So steht zu befürchten, dass Unruhe im Team aufkommen könnte.
Dennoch komme ich gern wieder.
Uwe S.
1 Kommentar:
Ein ganz wunderbarer Spielbericht zu einer eher traurigen 2. Halbzeit.
Deine Spekulationen über Dickis Motivationslage vor dem ominösen 0-2, lassen die Ereignisse in einem anderen Licht erscheinen. Gestern sah ich Dicki zufällig am Flughafen Tegel, Schlter 4 Abflug nach Antalya, mit fünf türkischen Bauchtänzerinnen, von denen keine Christiane gewesen ist. Ich hatte zunächst Schwierigkeiten Dicki zweifelsfrei zu erkennen, weil vor lauter Goldketten an seinem Hals das Gesicht nur schwer zu erkennen war. Dicki, solltest Du in der Türkei sein, bitte melde Dich.
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